Kitzbüheler Anzeiger

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Das Mittelstück dieser „Heiligen Fam/ier von Hanni -1iber ist ein Andachtsbild. Die aus Golddrähten und dünnen MetailLäneern gewi- ckelten und mit Glas- oder achten Perlen ve.zierten Schmucke- lemente vor dem Hintergrund eines türkisenen Stoffe-g machen die eigentliche Klosterarbeit aus. Mittelbild. Schmuck und Stoff befinden sich in einem Kästchen mit vergoldetem Rahmen. Foto: Privat 28 Aus den Gemeinden Ausgabe 51 Klosterarbeiten - ein beinahe ver sener Teil unserer alDenländischen Volkskultur Sonderausstellung im Museum Klosterarbeiten sind Gegenstände der Andacht wie beispielsweise Fat- schenkinder, Hausaltäre oder Rosenkränze. Als Sträuße, Kronen oder Kränze dienen sie aber auch als Zierde in Woh- nungen oder als Trachten- schmuck. Dr. Wido Sieberer Museum Kitzbü hei Der Name Klosterarbeiten lässt zur Recht darauf schlie- ßen, dass sie überwiegend in Klöstern hergestellt wurden. Und das nicht erst seit gestern. Sie sind seit dem 15. Jahrhun- dert fixer Bestandteil des re- ligiösen Brauchtums in Süd- deutschland, Osterreich und der Schweiz. Heute werden diese Arbeiten kaum mehr in Klöstern, dafür in speziellen Kursen hergestellt. Ein Bericht über einen bei- nahe in Vergessenheit gera- tenen und wieder aufgenom- menen Brauch. Weihnachten beflügelt Fantasie Die in Klosterarbeiten darge- stellten Motive sind zahlreich, reichen von der besonders be- liebten Heiligen Familie, po- pulären Heiligen wie Anna, Franziskus oder Barbara, dem Jesukind in seinen verschie- denen Facetten bis hin zu profanen Gegenständen wie beispielsweise den vier Jahres- zeiten. Und natürlich haben insbesondere die Geschehnisse rund um Weihnachten - Maria Verkündigung, die Geburt im Stall, die Heiligen Drei Könige - die Fantasie der kunstfertigen Hersteller seit jeher beflügelt. Das Motiv ist in vielen Fällen eine Wachsfigur, ein Andachts- bild, eine Schnitzarbeit oder ein gemaltes Miniaturbild und bil- det in der Regel das Mittelstück der Klosterarbeit. Dessen wei- tere Bestandteile sind ein meist aus Holz bestehendes Käst- chen, ein (häufig vergoldeter) Rahmen, Stoff zum Ausklei- c.en (Samt, Seide, Brokat, Du- chesse oder Paramentenstof) und nich: zuletzt das, was die Klosterarbeit genau genom- men erst ausmacht: Schmuck- elemente wie Blätter, Blüten, Schlingen oder geometrische Ornamente, die mit verschie- denen Materialien und Tech- niken hergestellt werden. Techniken und Materialien Mit Techniken und Materialien bestens vertraut ist Hatni Hu- ber aus Jochberg, die bereits set Jahren an Kursen teiljimm:, bei denen Klosterarbeiten her- ges:ellt werden, bzw. dieses Wissen selbst weiter gibt. Wer ihr beim Wickeln der feinen Galddrähte zusieh:, weiß, dass es dafür ges±ickte Hände braucht - und Zeit: Die Fer:igstellung eines einzigen Battes einer einzelnen Blüte - van denen eine ordentliche Arbe:t mindestens Dutzende aufweist, benötig: weit mehr Geduld als die meisten Beob- acliter aufbringen lnnen. Im Lauf der Jlhrhunderte haben sich verschiedene, teil- weise vom MaterIal abhängige Techniken entwickelt. Die am meisten verwenceten Mate- rialien sind Draht und dünne Metailhänder (oft gemeinsam mit C-las- oder echiten Perlen), die so wie von Harni Huber als Draht arbeiten gewickelt wer - den. Bei der nach dem Zis- terzienserpater A3albert Eder benannten Edertechnik wer - den die Drähte zu kunstvollen Schlingen geform: und zu flo- ralen oder geometrisciaen Mo- tiven aneirandergereht. Aus geroll:em bzw. gecrehtem Pa- pier bestehen dagegen die Schm-ickelemente der Krüllar- beiten, die im 18. Jahrhundert in Mode kamen. Seltener ange- wandte Techniken ;ind die aus gewickelten Seiderdliden beste- henden Seidenbilder sowie aus Zinn und Wachs hergestellte Arbeiten. Seit zwei, drei Jahr- zehnten hat man die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem Blickfeld des allgemei- nen Interesses geratenen Klo- sterarbeiten wieder entdeckt. Wiederentdecktes Kunsthandwerk Insbesondere in Bayern, Salz- burg und Tirol werden Kurse angeboten, in denen die alten Techniken weiter gegeben wer- den und die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. „Der reli- giöse Gehalt steht nicht mehr so im Vordergrund wie früher, mehr und mehr nimmt man sich auch profaner Themen an. Und nicht zuletzt steht ganz einfach die Freude an der Arbeit selbst im Mittelpunkt. Die dafür notwendige Geschicklichkeit, Geduld und Ausdauer verleiht dieser Arbeit einen meditativen Charakter" erzählt Hanni Hu- ber. Von letzterem führt dann doch eine Verbindungslinie zur Vergangenheit. In den Klöstern stand früher nämlich nicht nur das (möglichst eindrucksvolle) Ergebnis kunstfertiger Nonnen und Mönche im Mittelpunkt, sondern vor allem die Arbeit selbst „als Ausdruck der Hin- wendung zu Gott" - eine Art Meditation eben. Sonderausstellung im Museum Im Museum Kitzbühel sind Klosterarbeiten Thema der S onderausstellung „ Fat- schenkind und Goldgewind", die bis 4. Februar zu sehen ist. Präsentiert werden ca. 150 sowohl historische Ar- beiten als auch solche, die in jüngerer Vergangenheit ent- standen sind. Öffnungszeiten: Bis 23. De- zember Mittwoch bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag io bis 18 Uhr. Sonntag, 24. Dezem- ber 15 bis 18 Uhr. Ab 26. De- zember täglich 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr (25. Dezember und i. Jänner, geschlossen).
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