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Stillverschnejte weiße Welt, die ein Kind in Atem hält, taucht aus tiefer Dunkelheit ein in eine neue Zeit. 44 Aus den Gemeinden Ausgabe 51 Viele Menschen sehnen sich heute nach einer tiefver- schneiten Berghütte, in der sie zwar auf manchen Komfort verzichten müssen, aber ab- seits von Rummel und Hektik abschalten, in Ruhe und Be- Tausend Lichter in der Nacht, die ein weiser Stern entfacht leiten uns ein kleines Stück auf dem Weg in's inn're Glück. 0ff 'ne Türen für den Gast laden ein zu stummer Rast, geben Hoffnung ohne Frag Trost für einen langen Tag. Kerzenfiackern wildbewegt: doch die Angst hat sich gelegt. Können voller Selbstvertrau'n in die helle Zukunft schau'n! Reich beschenkt von einem Kind ahnen wir, wie klein wir sind. Und wir bleiben staunend steh'n vor dem Wunder, das gescheh'n! Hartmuth Pro kopez, Kitzbü hei schaulichkejt ein friedliches Weihnachtsfest feiern kön- nen. Bei uns daheim waren die Weihnachtstage stille und schöne Zeiten. Obwohl wir an der Hauptstraße wohnten, kannten wir kein elektrisches Licht. Bittere Not hockte in al- len Ecken unseres Häusleins. Trotzdem waren wir reich, denn wir kannten die Zufrie- denheit, und Weihnachten war für uns immer ein Fest des Friedens, nicht ein Fest des Rummels, der überzo- genen Bankkonten, der unzu- friedenen und beleidigten Be- schenkten. Gerne erinnere ich mich an das Weihnachtsfest vor einem halben Jahrhun- dert, als ich gerade acht war. Schweindl abgestochen An den drei Donnerstagen vor dem heiligen Abend wa- ren die Anklöpfler, meist fünf Personen unterwegs. Sie symbolisierten die Herberg- suche von Josef und Maria und sammelten für hilfsbe- dürftige Menschen. Mitte Dezember wurde das Schweindl abgestochen. Nur zu allen heiligen Zeiten kam damals Fleisch auf den Tisch. Wir stürzten uns auf das Fett. Es konnte gar nicht fett genug sein. Der Großteil des Schweines landete im Ka- min, wurde geräuchert und das Jahr über als Jause oder für Speckknödel verwendet. Vor Weihnachten ging es auch ans Kletzenbrotbacken. Bis zu zehn Kilo wog ein solcher Zel- ten bisweilen. Anschneiden durfte ihn am Stefanitag nur der oder die Liebste. Nur ihm (oder ihr) stand der Anschnitt, der Scherz, zu. Um einem Zel- tendieb die Freude an seiner Beute zu verderben, wurden in das Kletzenbrot manchmal Nägel eingebacken. Am 21. Dezember - früher das Fest des heiligen Thomas - gab es am Abend eine willkom- mene Abwechslung. Neun Hüte lagen auf dem Tisch, unter jedem befand sich ein Gegenstand, dem symbo- lische Bedeutung beigemessen wurde. Eine Puppe bedeu- tete Nachwuchs, ein Geld- stück Reichtum, ein Kreuz einen Todesfall, ein Ring eine Hochzeit usw. jeweils bezogen auf sich selbst und auf die nächste Verwandt- schaft. Nun verließ einer den Raum, und wäh- rend seiner Abwe- senheit wurden die Hüte ver- tauscht. Dann wurde der „Kan- didat" hereingeru- fen, er durfte drei Hüte heben. Der zum Vor- schein kommende A Gegenstand erlaubte einen Blick in die Zu- kunft. Der Brauch hieß das „Thumaslesen". Am Heiligen Abend ging Mamm schon um sieben Uhr früh zum Engelamt in die Kirche, oft in Begleitung von uns Kindern. Nach Hause zu- rückgekommen begann das Backen und Herrichten. Aufputzen des Christbaumes Die handgestickten Vor- hänge, richtige Kunstwerke von Mamm, wurden aufge- hängt, der Tisch erhielt eine Decke, frische Handtücher zierten die Waschstelle, Kopf- kissen und Tuchenten wurden frisch überzogen. Alles ein- heitlich mit Wild- und Tan- nenzweigmotiven. Und alles nur für diesen einen Tag. Am frühen Nachmittag be- gann Mamm mit dem Auf- putzen des Christbaumes, den Taft aus dem Wald des Mühl- pointbauern geholt hatte. Ge- duldig packte Mamm Lametta und Engelhaar aus und legte es über die Zweige. Alles mit großer Sorgfalt und Genauig- keit, denn alles Zierat, selbst der kleinste LamettastrefEn, und die noch nicht vollstän- dig abgebrannten Kerzen, wurden beim Abräumen des Baumes wieder eingepackt und für das nächste Wh- nachtsfest aufbewahrt. Es gab nur echte Wachs- kerzen. Christbaumkugen kannten wir nicht. Drei, vier Äpfel und ein paar v:n Mamms wunderbaren Kek-
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