Kitzbüheler Anzeiger

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Ein Tag im Rollstuhl: Die Schülerinnen der St. Johanner Tourismusschule stie3en dabei auf unzählige Hin- dernisse, die oftmals nur schwer zu übe,winden waren. Foto: Anzeiger 26. Mai2006 Aktuell 5 Gerade im Tourismus gäbe es unzählige Jobmöglichkeiten für Behinderte und Lernschwache Behindert und trotzdem wie du & ich? Ein Leben mit Behinderung - trotz Gleichstellungsge- setz und 20. Jahrhundert für viele oft noch ein Leben voller Diskriminierung, Iso- lation und Bevormundung. BEZIK. Seit i. Jänner dieses Jahres gilt in Österreich das sogenannte Bundes-Behinder- tengleichstellungsgesetz, des- sen Ziel die Beseitigung von Diskriminierung und Gleich- stellung von Menschen mit Behinderung ist. Ein Gesetz, das Behinderten die Chance bieten soll, Barrieren zu be- seitigen und ein selbstbe- stimmtes Leben zu führen. Doch die Realität sieht an- ders aus. In vielen wichtigen Bereichen des Lebens sind Be- hinderte unzähligen Hinder- nissen und Vorurteilen aus- gesetzt. Nicht nur, dass sie in ihren Entscheidungen bevor- mundet werden, ihre Entfal- tungsmöglichkeit wird, bewusst oder unbewusst, drastisch ein- geschränkt und sehr selten nur werden sie als Menschen wie du und ich akzeptiert. Tourismus profitiert von Behinderten Vom Schlagwort „Integra- tion" merken viele Behinderte im täglichen Leben nicht viel, geschweige denn auf dem sich immer mehr an Leistung ori- entierten Arbeitsmarkt. Dabei gäbe es gerade hier uizählige Möglichkeiten für sie. Doch nur wenige Unternehmen wis- sen darüber Bescheid, Ängste und Vorurteile dominieren. Um genau diesem Informati- onsmangel entgegenzuwirken wurde in Tirol die Entwick- lungspartnerschaft „Unter- nehmen 2010" gegründet. Für den Bezirk Kitzbühel hat der seit fünf Jahren bestehende Verein „Rialto" diese Informati- onsaufgabe übernommen. Vor allem in der bei uns so domi- nanten Tourismus- und Gast- gewerbebranche will man den Unternehmen die Augen öff- nen, wie Armin Zernig, selbst Gastwirt, erklärt: „Ich habe in meinem Betrieb seit fünf Jah- ren sowohl Menschen mit Be- hinderung als auch Jugendliche mit Lernschwächen beschäf- tigt. Mir kann kin Tounstiker so schnell etwas vormachen und mir erklären, dass etwa Menschen mit Behinderung für diesen Job von vornherein nicht geeignet sind." Mit viel Freude an der Arbeit Zernigs Erfahrungen mit be- hinderten Angestellten sind durchwegs positiv. „Natürlich ist es wichtig, dass man mit allen Mitarbeitern über dieses Thema spricht. Das Betriebs- klima und der Zusammenhalt unter den Angestellten wird durch ihre behinderten Ar- beitskollegen aber stark an- gehoben. Ihre Freude an der Arbeit und ihr großes Enga- gement sind unbeschreiblich' weiß Zernig, der selbst eine Tochter mit Behinderung hat. Gerade im Tourismus gäbe es so viele Aufgaben, die für Menschen mit Behinderung wie geschaffen sind. An aus- reichender Motivation und Ausdauer fehlt es dabei selten, auch wenn viele Unternehmer nach wie vor der Meinung sind, für Behinderte sei dieser Beruf viel zu anstrengend. Verein „Rialto" füllt Informationslücken Seit Beginn des Projekts hat Armin Zernig bereits mehr als einhundert Einzelgespräche geführt. Weitere 200 hat er sich noch vorgenommen. Seit Bestehen des Vereins „Rialto" konnten auch schon zahlreiche Jobs vermittelt werden. „So- wohl Arbeitgeber als auch Ar- beitnehmer sind sehr zufrie- den. Alle von mir vermittelten Arbeitsverhältnisse sind nach all den Jahren immer noch aafrecht' erzählt Zernig. „Die meisten Unternehmer wissen ja nicht, dass die behin- derten Menschen in eigenen Übungsfirmenje tiach Eignung und Vorlieben jahrelang auf ih- ren Einsatz in der Arbeitswelt vorbereitet werden' so der Gastwirt weiter. Ein kürzlich in Zusammenarbeit mit der Firma Sinnesberger durchge- führtr und gu: besnchter In- formationsnachmittag konnte zumindest einige dieser Infor- mationslücken schließen. Tourismusschüler im Praxistest Auch an der Tourimusschule St. Johann haben sich 36 Schü- lerin:ien und Schüler der ersten Klasse des Aufbauehrgangs mit der Situathm von Behin- derten auseinandergesetzt und viele lehrreiche Erfahrungen machen könn€n. linter dem Motto „Was ist schon normal" haben sie zum Beispiel getestet, wie das Urlaubsangehot für Be- hinderte ausschaut, ob ausrei- chend rollstuhigerecate Infra- strukur vorhanden ist und wie sich ein ganzer langer Tag im Rollstuhl anfühlt. Die Ergebnisse ihrer Stu- dien: Trotz Gleichstellungsge- setz bleiben die Barrieren für Behinderte bestehen. Selbst öffentliche Gebäude sind mit einem Rollstuhl vielfach kaum zubeiwingen. sag
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