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Über 100.000 glückliche Rinder dürfen ihren Sommer Jahr für Jahr auf der A!m verbringen. Foto: bpak 2 Aktuell Ausgabe 36 Landesrat Anton Steixner über die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft heute und morgen Tirols Almen sind Lebensqualitamat Kaum eine Region ist so von Almwirtschaft geprägt wie der Bezirk Kitzbühel. Doch welchen Stellenwert haben diese Almen eigent- lich und wie ist es um ihre Zukunft bestellt? BEZIRK. Die 23. Internatio- nale Almwirtschafts-Tagung ging dieser Tage in Fieber- brunn über die Bühne. Alm- bauern aus Bayern, Südtirol und Vorarlberg trafen sich in der Marktgemeinde, um über aktuelle Probleme zu diskutie- ren. Dass die Almwirtschaft nicht nur für Tirol eine en- orme Bedeutung hat, stand dabei für alle Referenten au- ßer Frage. Doch was können wir tun, damit dieser Stellen- wert auch für die Zukunft er- halten bleibt? Etwa 6.000 2 der Landes- fläche Tirols, das entspricht in etwa 47 Porzent, werden von Almen eingenommen, wo- bei in den Sommermonaten auf den rund 200.000 Hek- tar Futterfläche neben Pfer- den, Schafen und Ziegen über ioo.000 Rinder ihre Nahrung finden. „Während im Tiro- ler Oberland die Almbewirt- schaftung mit besonders viel Anstrengung verbunden ist, finden sich in Kitzbühel fast schon Luxusalmen' bringt LR Anton Steixner die Unter- schiede innerhalb Tirols auf den Punkt. Ein Aufwand der sich anscheinend lohnt, denn von den rund 12.500 Trio- 1er Bauer schicken immerhin ii.000 ihre Kühe zur „Som- merfrische" auf die Alm. Vermarktung der Alm- produkte verbessern Stellt man die Frage, wer denn nun von der Almwirtschaft am meisten profitiert, wäre die häufigste Antwort wohl: die Tourismusbranche. Doch in erster Linie sind es Tier und Mensch gleichermaßen. „Ohne die Futtergrundlage auf unseren Almen während der Sommermonate könnten die Tiere nur um rund 30 Pro- zent weniger produzieren. Zu- dem bringen diese Produkte von den Almen einen weit- aus höheren Mehrwert mit sich. Leider ist es uns bisher allerdings nicht gelungen, di- ese einzigartige Produktquali- tät auch dementsprechend zu vermarkten' spricht Steixner eine der Aufgaben für die Zu- kunft an. Über die Hälfte aller Almen sind sogenannte „Melkal- men" und nehmen dement- sprechend viel Arbeit in An- spruch. Darüber hinaus sind hierfür die höchsten Investiti- onskosten notwendig. „Am liebsten wären wir ihnen ausgestopft" „Die Auflagen für jene Alm- bauern, die sich dazu ent- schließen, die Milch direkt vor Ort selbst zu verarbeiten sind viel zu hoch. Vor allem für kleine Almen sind sie ein Pro- blem. Dabei würde es durch- aus genügen, das Endpro- dukt zu kontrollieren. Wenn hier die Qualität passt, wen interessiert dann ob der Käse in zwei Räumen oder nur in einem hergestellt wurde?' so Steixner kritisch. Dennoch ist in Tirol die Almwirtschaft eng mit dem Tourismus verbunden .„Un- sere, von der Landwirtschaft geprägte, Kulturlandschaft finden die Urlauber einfach faszinierend. Am liebsten wäre es ihnen wahrschein- lich man würde uns ausstop- fen, damit alles so urtümlich bleibt wie nur möglich", gibt sich Steixner sarkastisch. Auch wenn das ein we- nig übertrieben klingen mag, kommt es nicht selten zum Schlagabtausch zwischen der Land- und der Tourismus- wirtschaft. Doch eines ist nicht nur für den zuständigen Landesrat klar: „Ohne Bauern gäbe es keinen Tourismus und ohne Gäste können auch die Landwirte nicht überleben". „Jeder Euro ist ein richtiger Euro" Um in Zukunft auch weiterhin auf die Almwirtschaft bauen zu können, sei es daher wich- tig, die Leistungsabgeltung so zu erhalten, wie sie derzeit ist. „Jeder Euro der in die Land- wirtschaft geht, ist ein rich- tiger Eurd, meint dazu An- ton Steixner. Entscheidend sei dafür aber nicht die Betriebs- größe, denn auch Zu- und Ne- benerwerbsbauern seien wich- tig für die Landwirtschaft. „Ich bin sogar dafür, dass je- der Jungbauer zusätzlich noch eine Ausbildung macht." „Aufgabe der Politik wird es künftig sein, bei Förderungen nicht nur auf die Hektar zu schauen, sondern auch Sach- zulagen etwa je nach Höhen- lage oder Bewirtschaftungs- aufwand zu geben", betont Steixner. Zudem müssten In- vestitionen in die Infrastruk- tur stärker gefördert werden. „Wir dürfen nicht länger an Illusionen festhalten. Eine Milchwirtschaft ohne die da- für nötigen Erschließungen ist nunmal nicht möglich. Auch wenn wir dadurch des öf- teren Konflikte mit dem Na- turschutz auszutragen haben. Eine gepflegte Naturland- schaft ist in jedem Fall schö- ner als eine verwilderte." Wahrscheinlich das Ent- scheidenste aber wird sein, dass die Bevölkerung hinter ihren Bauern steht und sich mit der eigenen Kulturland- schaft identifiziert. „Landwirt- schaft bringt Lebensqualität, denn Geld alleine macht nicht glücklich!" Sabine Gratt
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