Kitzbüheler Anzeiger

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Frühe Photographien waren keine Momentaufnahmen, sondern erfor- derten eine lange Belichtungszeit. Das Bild (aufgenommen vor 1861) zeigt inmitten der Belegschaft vor dem Mund/och des Mariahllf- Stol- lens den greisen Josef Zötl (in weißer Grubenkleidung) gestützt von Johann PirchI (er trägt eine lange Rapsöl- Grube(ffampe), rechts davon (mit langer Pfeife) Oberhutmann Stefan Schwaiger aus Fieberbrunn, der Zötl Erzstufen anzeigt. Die Belegschaft trägt, wie es damals auf Photos üblich war, ihr Arbeitszeug. 32 itbii1,c1cr 4,ciiisntbln ttcv h*ønbc 36 einmal nachgefragt woher die Stücke stammten. Zötl musste nach dem Rutengän- ger forschen, der zum Bauern Josef Bauhofer in Litzlfelden bei Kirchdorf, einem alten Schmelzer weitergewandert war. Zötl fand den "Stufen- träger und erfuhr Näheres über den Mitterberger. Erz- aufschluss. Die Vorgeschichte liest sich wie eine Legende. Obwohl sie erst viel später niedergeschrieben wurde, ist die Chronik der Wiedererwe- ckung des Mitterberger Kup- fererzbergbaues verbürgt, weil Pirchl noch Zeitgenosse von handelnden Personen war. Der Rappoldbauer Johann Glatzhofer an der Mühlbacher Sonnseite, dessen Hof auf 1365 m Seehöhe lag, musste auch 1827 einen Teil des benöti- gten Getreides zukaufen, das er auf dem Rücken von Wer- fen zum Hof trug. Bei einer Rast bemerkte er, dass er ei- nen zugeladenen Brotlaib ver- loren hatte. Da das damals ein großer materieller Verlust war, wollte er die Suche aufneh- men. Da sein Schwiegersohn Thomas Plenk, Kirchstein- bauer, in der Nähe beschäf- tigt war, berichtet Glatzhofer den Sachverhalt und ver- sprach dem Finder den Brot- laib, der in einen Graben ge- rollt war. Der junge Bauer fand nicht nur das Verlorene, sondern auch hell glänzendes gelbes Erz, das er für Gold hielt. Ohne Werkzeug hatte er große Mühe damit, ein Be- legstück los zu schlagen. Seine Gattin war wegen des langen Ausbleibens in Sorge gera- ten und schickte den Knecht nach. Statt Goldklumpen nur Kupfererz Auch dieser war von dem Er'- aufschluss gefesselt und half dem Bauern. Als die von der Bäuerin ausgeschickte Dirn sie fand, hatten die Männer ihre zugebundenen Joppen mit Erzstücken vollgestopft. Ein °Goldfieber' erfasste den Bauern und seine zu stren- gern Stifischweigen verpflich- teten Gefolgsleute. Von einem nahegelegenen Kohlplatz der k.k. Eisenhütte Dienten wurde bei Nacht ein Quantum Holz- kohle geholt und im Keller des Kirchstein-Lehens ein ge- waltiges Feuer entfacht, dass von den Brettern des Oberbo- dens Pech träufelte. Sie konn- ten von Glück reden, dass das Haus nicht abgebrannt war, als sie erkannten, eigene Ver- suche brächten keinen Er- folg und Geheimniskräme- rei führe zu nichts. Umfragen ergaben, dass sie nicht Gold, sondern Kupfererz gefun- den hatten. Ein früherer La- borant einer Schmelzhütte schmolz in nächtelangem Be- mühen ein glänzend schönes Kupferkorn. Mit diesem wan- derten der Laborant und der Knecht nach Salzburg und er- hielten die Auskunft, für eine entsprechend große Schmelz- anlage brauchte man bedeu- tende Geldmittel. Damit hatte das Vorhaben für den Kirchsteinbauern sein Ende gefunden. Er überließ die Musterstücke dem Wün- schelrutengänger Brunner. Der gewissenhafte Staats- diener Zötl zeigte den ihm aussichtsreich erscheinenden Fund zunächst bei der Berg- behörde an, weil er Brunner nicht zur Bewerbung um die bergbehördliche 'Mutung" er- muntern konnte. Im Frühjahr 1829 besuchte Zötl das Lager- stättengelände und empfahl der Behörde die Inangriff- nahme von Untersuchungen. Der Amtsvorstand der k.k. Berggerichtssubstitution Lend antwortete, man kenne den Mitterberg, aber 'die Al- ten" - er meinte die prähis- torischen Bergleute - hätten "alles verhaut", also komplett ausgebeutet. Zudem habe man Kupfer auf Vorrat. Das Vorhaben eigne sich besser zur Gründung einer Gewerk- schaft, also einer Bergbau- und Metallverarbeitungsge- nossenschaft. Zötl zögerte nicht, kaufte die Mutungsurkunde und grün- dete eine Gewerkschaft. Bunte Struktur der Gewerkschaft Als Mitglieder der Ge- nossenschaft gewann er -51 Freunde und Bekannte. Das Verzeichnis zeigt eine bunte Struktur. Zötl selbst . über- nahm ii Anteile (Kuxen), je zehn erwarben Sebastian Hölzl, Lehrer in Kitzbühel, und die Bergratswitwe Mayr in Hall. Zum Erwerb von je 5 Kuxen entschlossen sich der Private Josef Anton Durstetter in Kirchbichl, der Lebzelter Sebastian Ruedorifer (von 1826 bis 1829 Bürgermeister in Kitzbühel), der k.k. Tabakver- schleißverwalter Josef Khuen in Innsbruck, Andrä Khuen in Hall und gemeinsam Anna, Aloisi4 und Josef Kobald in Hall. Der Tischlermeis- ter Josef Resch in Pillersee kaufte 4 Kuxen, je 3 gingen an Anna Magnus, Bacherwirtin in Kitzbühel, den k.k. Förster Anton Khuen in Pillersee, den Lebzelter Thomas Poschacher in Rattenberg und den Priva- ten Sebastian Hechenblaikner in Kirchbichl. Großes Interesse in Pillersee In Pillersee war eine beacht- liche Anzahl von Mitgliedern der Gewerkschaft: Je zwei Ku- xen erwarben Christian Möd- linger, der Vikar in Hochfilzen, der Bauer Stefan Schwaiger am Stockskogel (später Hut- mann und Bergschaffer am Mitterberg), der Sagschnei- der Anton Brandner, aer Wirt Martin Foidl (Hüttwirt), die Metzgerin Viktoria Wörgetter, der Pulvermacher Urban Mii- unger, der Bauer zu Kogl Jo- hann Walti und der Metz- ger Stefan Wörgetter, je eine Kuxe ging an Franz Herzog, Chirurg, und Martin Gries- mauer am Schwaigengütl. So waren die meisten Käufer im alten Bergbaubereich Pil- lersee. Neun Gewerken sind aus St. Johann: Dr. Johann Tschallener war k. k. Dis- triktsarzt, Sebastian Schlech- ter k.k. Forstmeister, Baltha- sar Seebacher, Färbermeister
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