Kitzbüheler Anzeiger

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34 1ittin4cter etimatbliitter 9Jndqabe 36 teil dieser Zeit genügen müs- sen. Aber die Gewerken wa- ren zum überwiegenden Teil kleine und jedenfalls durch- wegs bergbaufremde Leute, die weder risikofreudig wa- ren, noch über die Möglich- keiten für ein wirksames Be- triebskapital verfügten. Dazu kamen widrige persönliche Einflüsse. In späterer Zeit, wenn reiche Erzaufschlüsse mit gu- ten Kupferpreisen zusam- menfielen, drängten die Ge- werken auf hohe Dividenden und man übersah die Not- wendigkeit von Rücklagen für Investitionen und die immer wiederkehrenden Elemen- tarschäden. Zudem waren die wenigen Mitarbeiter am Berg- bau schlecht entlohnt. Dabei war die Arbeit schwierig und die Transporte des aufberei- teten Erzes waren durch fast zwei Jahrzehnte kompliziert und lang. Erst 1848 wurde in Mühl- bach eine eigene Kupferhütte gebaut, danach konnte ein Fahrweg nach Außerfelden (heute Mitterberghütten) an- gelegt werden. Der wach- sende Bergbau benötigte zur Koordinierung aller Arbei- ten eine neue Kraft. Zötl be- rief dazu den Sohn seines Freundes, und Mitgewerken Johann Pirchl in Kitzbühel. Johann Pirchl d. J. übernahm am 2. April 1852 die Leitung in Mühlbach. Zötis Wahl war gut, der vorgesehene Nach- folger glich ihm an Energie, Rechtlichkeit und Biedersinn und sollte tatsächlich beinahe ein halbes Jahrhundert die Geschicke des Mitterberger Bergbaues lenken. Eigene Kupferhütte und Gesundheitsfürsorge Pirchl führte im Mariahilf- Stollen die Gleisförderung ein, was das Ende der 'Unga- rischen Hunte', die Spurna- geiwagen waren, bedeutete. Bei der Beleuchtung folgte dem Talgkerzengeleuchte die Rapsöllampe, 1857 wurde das Josefi-Unterbau-Berghaus errichtet. Pirchl erkannte die Notwen- digkeit der besseren Versor- gung der Knappschaft. Nach einer Studienfahrt in den All- gäu, wo er vor allem die flüs- sige Düngung kennen lernte, wurden von insgesamt 13 Bau- ern Almflächen erworben. Dann wurden neue Hütten und Viehscherme errichtet, ein Winterstall für das Melk- vieh erbaut, das nötige Wege- netz angelegt und eine Alm- mahd vorgesehen. Diese war früher oft vermurt worden, weshalb die Bauern für die ge- plante Mähfläche nur ein mit- leidiges Lächeln hatten. Mustergültige Berg- landwirtschaft Pjrchl regulierte zwei Wild- bäche, umgab die Mähfläche mit einer Steinmauer und si- cherte sie damit vor dem Be- weiden. Die Knappen erbo- ten sich, in ihrer Freizeit bei der Erstellung der "Griesfel- mauer' mitzuwirken. Die Ge- werkschaft dankte es durch Zusicherung des begünstig- ten Milchbezugs. Bis zum Ende der alten Gewerkschaft blieb der Milchpreis mit acht Kreuzern unverändert. Der "Griesgeld-Sechser" war ein Begriff. Bei den Almhütten waren Güllegruben angelegt, das gesamte Mahd wurde mit Waschgräben überzogen, von denen aus die Gülle gleichmä- ßig verteilt wurde. Der Erfolg blieb nicht aus. Anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 konnte von diesem zwischen 1400 und 1500 m Seehöhe ge- legenen Mahd, der ehema- ligen Steinwüste, mustergülti- ges Ergebnis gezeigt werden. Die Grasgarben waren ei- nen Meter hoch. Die unge- wöhnliche Landwirtschaft hatte eine große Zahl von Heustädeln, um das für den Winter notwendige Heu auf- zunehmen. Über den Win- ter konnten 27 Kühe gehal- ten werden. Die Belegschaft wurde mit ausgezeichneter Milch ganzjährig versorgt. Die vor allem im Winter aufgetre- tenen Mangelkrankheiten wa- ren abgestellt. Pirchl hatte wiederholt Funde aus der Bronzezeit ge- borgen und die vorgefundene Situation getreulich aufge- schrieben, weshalb er korres- pondierendes Mitglied der Landeskunde wurde. Ein enormer Hochwasser- schaden gefährdete 1879 bei- nahe die Zukunft des Be- triebes. Die Zusammenarbeit von Gewerken und Personal und die Tatkraft Pirchls über- wanden die Schwierigkeiten. Eine neue Schmelzhütte konnte über die Bahnverbin- dung mit Tirol und Salzburg Kohle und Koks erhalten. 1882 hatte der Betrieb 550 Arbei- ter im Sommer und 450 im Winter. Pirchis Pläne für ei- nen Zentralschacht und einen Hoffnungsbau wurden nicht akzeptiert. Auch sein Vor- schlag für eine Schutzhütte am Hochkönig wurde lange ver- zögert und erst 1898 als "Kai- ser- Jubiläumshütte' (heute Matrashaus) verwirklicht. Als der zum "Kaiser- lichen Rat" ernannte große Bergmann 1899 altersbe- dingt ausschied, endete ein wichtiger Abschnitt der Ge- schichte des österreichischen Kupferbergbaues. Vergebliches Bemühen am Röhrerbühel Nachfolger wurde sein berg- bauerfahrener Sohn Hans Pirchl (1855-1932). Er er- reichte die maschinelle För- derung mit Benzinlokomo- tiven und die elektrische Bohrung, wurde 1901 mit dem ersten Streik konfron- tiert und scheiterte nach sie- ben Jahren als Bergdirektor am Unwillen der verbliebe- nen 35 Gewerken zu weiteren erheblichen Investitionen. Die Gesellschaft hatte mit be- scheidenen 250 Gulden be- gonnen. Im Jahr 1861 konn- ten 8o Tonnen Reinkupfer geliefert werden, der Gesamt- ertrag belief sich auf 351.790 Gulden. Im Jahr 1906 kaufte eine englische Gesellschaft um 2,2 Millionen Gulden die gesamte Firma. Damit endete die 78 Jahre andauernde Führung des Mitterberger Bergbaues durch Kitzbüheler Bergfach- leute. Die letzten Ruhestät- ten von Zötl und Pirchl sen. werden als Ehrengräber von der Gemeinde Mühlbach ge- pflegt. Hans Pirchl wurde 1932 in Salzburg- Maxglan bestattet. Nach dem durch Fehlver- halten der englischen Firma verursachten Konkurs erwarb schon 1908 der Krupp- Kon- zern (Berndorf) mit der Ös- terreichischen Kreditanstalt den Betrieb. Nach dem Bank- zusammenbruch 1931 wurde liquidiert und der Raum Bi- schofshofen- Mühlbach zum Notstandsgebiet. Nach dem Anschluss Ös- terreichs an das Hitler- Reich erhielt angesichts der Roh- stofferfordernisse für den ge- planten Krieg der Bergbau große Bedeutung. Die Auf- schlussarbeiten bestätigten die Weitsicht Pirchls, führten aber bis Kriegsende nicht zu Abbauerfolgen. Nach 1945 folgte eine neue Blütezeit des Betriebs, der 1954 die höchste Belegschafts- zahl und die größte Ausbeute erreichte. Die angepeilte Jah- resfördermenge entsprach aber nur der Wochenleistung der damals weltgrößten Mi- nen. Der Kostendruck wurde stärker und mit i. November 1976 wurde der Betrieb am. Mitterberg geschlossen. Von Mühlb ach aus wur- den von 1952 bis 1955 inten- sive Untersuchungsarbeiten einschließlich Schachtbau am Röhrerbühel geleitet. Die Kupferbergbau Mitterberg Ges.m.b.H. als Inhaberin der Schürfrechte schloss im Jän- ner 1969 einen Zusammen- arbeitsvertrag mit der Union Corporation mit Sitz in Jo- hannesburg und London. We- gen des starken Widerstandes in der Bevölkerung wurden die Erschließungsarbeiten vorzeitig abgebrochen. Literatur: Pirchl 1. Geschichte des Mitterberger Kupferbergbaues in neuer und alter Zeit (veröffentli- cht erst 1960 bzw. 1968) Brettenthaler 1. Kupfer vom ewigen Schneeberg, Salzburger Wirtschaft. 1979 Flecksberger A., Kitzbüheler als Begründer des Mitterberger Kupferbergbaues, Kitzbüheler Anzeiger, 1963
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