Kitzbüheler Anzeiger

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§ei«liüWiUt« Ät. 4/a007 liedforscher war. Als der Schulinspektor 1945 verhaf­ tet wurde und als politischer Gefangener durch 27 Monate inhaftiert blieb, kehrte die Gattin, weil die Wohnung be­ schlagnahmt und geplündert war, nach Graz zurück. Dort­ hin kam auch Norbert Wall- ner, der zuerst als Strafar­ beiter eingesetzt wurde und später die redaktionelle Ar­ beit an einer Bergsteigerzeit­ schrift erledigte. Im Jahr 1950 wurde das Be­ rufsverbot aufgehoben. Wall- ner kehrte als Hauptschulleh­ rer nach Innsbruck zurück. In den Ferien arbeitete er bei Camps des Jugendrotkreuzes und führte amerikanische Studenten in die Tiroler Kul­ tur ein. Zwanzig Jahre nach der Unterbrechung des Studi­ ums kehrte er an die Universi­ tät zurück. Sänger und Chorleiter i960 entschloss er sich zur Rückkehr nach Kitzbühel. Er leitete einen erfolgreichen Schulchor und in seiner un- kompUzierten Art fand er Anschluss an Gruppen, die sich mit Volksmusik beschäf­ tigten. Wallner folgte dabei seinem Lied „Zu guater Stund a Liadl“, blieb aber häufig der aufmerksame Zuhörer wie zur Zeit seiner früheren Feld­ forschungen. Er sang gerne in der Anklöpflergruppe des Männergesangsvereins (Lei- rent des Landesschulrats“ bald nach Kitzbühel. Er inspizierte die in verschiedenen Gebäu­ den untergebrachten Klassen der Volksschule imd setzte sich wiederholt für den Bau eines Schulgebäudes ein. Obwohl er glühender An­ hänger der Bewegung war, wurde Wallner, der mit der Vertreibungspohtik Hitlers und Mussolinis in Südtirol nicht einverstanden war, als Schulrat und provisorischer Kreisschulinspektor Kitzbühel versetzt. Er bheb es bis 1945, obwohl er mehrmals kurzzeitig eingezogen wurde Bergbauernhöfen und Gast­ häusern. An vielen Wochen­ enden weilten sie in Groß­ moos in Inneralpbach. Schifahrten und Musikaufzeichnungen „Wir schrieben auf, was sie auswendig konnten an Lie­ dern, Jodlern und Spielstü­ cken, ausgeklammert blieb nur das, was über Schule und Kirche Eingang gefun­ den hatte, und kamen nach und nach über 200 Aufzeich­ nungen hinaus. Das Alpen­ ländische überwog beträcht­ lich. Zither, Gitarre, Zug- und nach Cr. Norbert Wallner (1907 - 1976) entwickelte sich zum großartigen Kenner des geistli­ chen Volksiiedes im Alpenraum. Foto: Archiv TVMV tung Sepp MöUinger) mit. Er schrieb für sie ein Kitzbühe- 1er Klöpfllied „ Heint ist die Klöpflnacht, drum tua ma singa“. In einem anderen Lied heißt es: „Steahn die Klöpf- ler vor der Tür, hol si einer, sist geahns für. Schickt di hei­ lig Zeit ihm Schein voraus, so lass’n ein ins Haus.“ Begründer des Tiroler Adventsingens Dr. Wallner wurde der Be­ gründer des Innsbrucker Ad­ ventsingens, das er erstmals in Stift Wüten im Advent 1966 durchfährte. Seine verbin- Norbert Wallner bei seiner Arbeit in Kitzbühel. Foto: Walter Krabichier und zuletzt Alpinausbildner beim „Volkssturm“ war. Bei der Amtsübernahme übersiedelte Wallner mit sei­ ner jungen Frau Heidlind nach Kitzbühel. Er verlor die Gattin im September 1939 bei der Geburt einer Tochter. Die Partei und ihre Gliederungen richteten ein pompöses „mo­ dernes“ Begräbnis aus, am of­ fenen Grab sprach Landes­ rat Karl Springenschmid aus Salzburg. Mit Begeisterung leitete Wallner eine Kitzbüheler Spielschar, die auch bei Wett­ singen auftrat und die Mu­ sikalität und Kameradschaft nachhaltig förderte. Noch nach Jahrzehnten folgten die ehemaligen Chormitglieder einer Einladung WaUners zu einem Treffen. Im Jahr 1941 heiratete Wall­ ner Burgi Petrowitsch geb. Lawatsch, deren Vater ein namhafter steirischer Volks- Maulorgel waren die Instru­ mente. Die Mädchen wussten noch Lieder im Stil der Mo­ ritaten, wie sie vor Jahren die ,Diarnen’ gesungen hatten.“ So fasste Wallner in der Kultur­ zeitschrift „das fenster“ (Nr. 19, 1976) die Sammeltätigkeit zusammen. Auch im Fersen­ tal und in Südtirol wurde von ihm Feldforschung betrieben. Wallner hielt die Melodien in schönster Handschrift fest Koch und WaUner veröf­ fentlichten ab 1936 in den „Ti­ roler Heimatblättern“ einzelne Lieder. Kreisschulinspektor in Kitzbühel Als illegales Mitglied der Na­ tionalistischen Deutschen Ar­ beiterpartei erwartete Wallner nach der Machtübernahme im Jahr 1938 eine glänzende Karriere. Er war kurz proviso­ rischer Volksbildungsreferent für Tirol imd kam als „Refe- Wallner leitete einen Mädchenchor und eine Spielschar, die u.a. anläss­ lich einer Krippenausstellung (1962) der Hauptschule Kitzbühel große Freude mit gediegenem Musikgut und einem Hirtenspiel bereiteten. Foto: OSR Peter Brandstätter
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