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KITZSÜMEL TIROL Comtesse Lamberg am grossen Sprunhüg& - -- ...‚ Sensationsbild einer „schwebenden Gräfin" auf dem Seniorensprunghügel vor der Kulisse von Kitzbühel. Das in Europa verbreitete Foto von Josef Herold (1900 oder 1910) erwies sich als beste Fremdenverkehrs- und Sportwerbung und festigte den Ruf des Wintersportplatzes Kitzbühel. Foto: Josef Herold tbuljck* eiina1btiittcr 5chuotb1etter Nr. 7P2007 Das Schispringen am 6. Jän- ner 1910 war eine kleinere in- terne Veranstaltung, ein Er- öffnungs-Probespringen am neuen Juniorenhügel. 17 Er- wachsene (darunter Fritz Mil- 1er aus Innsbruck, Brünner und Eigl aus Wien und Josef Loinger aus Wörgl) und eine große Anzahl Knaben beteilig- ten sich. Die Leistungen waren trotz des schlechten, nassen Schnees gut. Filzer (Kitzbühel) sprang 19,5 m. „Viel Freude machten den zahlreichen Zu- schauern die wirklich exakten Sprünge der Gräfin Lamberg, die 14,5 m erreichte." (Der Winter, 1910) 24 m - Sprung in sehr guter Haltung Am 27. Jänner 1910 fand ein Schiwettbewerb in Kitzbühel statt, bei dem Bruno Biehler aus München mit 27,5 m den weitesten Sprung stand. Außer Konkurrenz erreichte Com- tesse Lamberg in sehr guter Haltung 24 und 23 m. Die Nor- weger Aas (31,5 m) und Jacob- sen (27 m), die Münchener Lu- ther (29,5 m) und Walter (28,5 m) und der Kitzbüheler Filzer (27 m) dominierten. In der Zeitschrift „Der Win- ter" wurde Comtesse Lamberg als „eifrige, ja leidenschaftliche Springerin" bezeichnet. Über die Teilnahme der jun- gen Frau schrieb C.J. Luther: „Man mag über das Springen der Damen denken wie man will - allgemein zu empfehlen ist es sicherlich nicht -: Gräfin Lamberg leistet Außerordent- liches und ist aller Bewunde- rung wert. Wäre sie zur Kon- kurrenz zugelassen worden, so hätte sie jedenfalls einen Preis erhalten, wäre vielleicht gar Senior geworden." (Nach entsprechenden Leistungen stieg ein Springer von der Ju- nior- in die Seniorklasse auf. Hois Taxer (Kitzbühel) glückte beim genannten Bewerb der Aufstieg.). Noch mehr Lob zollte das Jahrbuch des Wintersports 1910/11 der Comtesse: „ Die beste Skispringerin Europas ist Gräfin Lamberg aus Kitz- bühel. Bei den Ski-Wettkämp- fen, die der Wintersportverein Kitzbühel im Winter 1910 ab- hielt, gelang es dieser leiden- schaftlichen Skiläuferin, zwei gestandene Sprünge in ausge- zeichneter Haltung auszufüh- ren. Sprünge von dieser Weite sind auch für einen Mann her- vorragend, wie viel schwerer ist es für eine Dame, mit ih- rer die Bewegung hemmenden Kleidung derartige Leistungen zu erzielen." Beim 2. Märzspringen am Arlberg bewältigten außer Konkurrenz „sehr schön Bieh- 1er und Walter 16 bis 19 m, Grä- fin Lamberg (Kitzbühel) 16 m." Ein Seniorensprunglauf fand nicht statt .Auf der neuen Ren- delschanze (steiler Anlauf, 2 '/2 m hohe Schanze, 6 m flacheres Stück, dann 50 m Aufsprung- fläche mit ca. 30 Grad Nei- gung, Auslauf vollkommen flach) wurden alle Sprünge au- ßer Konkurrenz durchgeführt. Die Höchstweiten erzielten Walter mit gestandenen 27,5 m und Biehler mit 25 m. Der Kitzbüheler J. Filzer sprang 23,5 m. Hannes Schneider (Arl- berg) 29 m. Gräfin Lamberg stand ihre drei Sprünge (bis zu 21,5 m) nicht, ihre „sehr gute Haltung" wurde eigens ver- merkt. Am Festabend nahm auch Graf Lamberg teil. Im „Jahrbuch" wurde die „fliegende Gräfin" auf mehre- ren Fotos von Josef Herold ge- zeigt, auch die Zeitschrift „Der Winter" brachte ein eindrucks- volles Foto von ihr bei einem Sprung in Kitzbühel. Begeisterung für die „schwebende Gräfin" Ungewöhnliche Resonanz lös- ten die Sprünge der Comtesse in den nordischen Ländern aus. Bilder von Josef Herold zeigten die Sportlerin als „svaevende Grevinde"(schwebende Grä- fin), die als beste Springerin Europas bezeichnet wurde. Einen Höhepunkt im Leben von Comtesse Lamberg dürfte der Besuch des regierenden Fürsten von Schaumburg - Lippe und seiner Gattin ‚ ei- ner Schwester des deutschen Kaisers, im Februar 1913 ge- bracht haben. Ihre kaiserliche Prinzessin Viktoria und Hoch- fürstliche Durchlaucht Fürst Adolf logierten mit Gefolge drei Wochen lang in 14 Zim- mern im Grandhotel. Sie un- ternahmen wiederholt grö- ßere Touren in der Umgebung, wagten sich an Bobfahrten mit dem bekannten Lenker Julius Moro und waren bei einem Ju- gend-Schispringen am großen Sprunghügel mit zahlreichen Zuschauern „entzückt über den Genuss und die Origina- lität der Veranstaltung." (Tiro- 1er Grenzbote) Zwischen den einzelnen Durchgängen, die 72 Sprünge erforderten, vollführ- ten Comtesse Lamberg, Datter und Jakob Filzer Sprünge von 26 bis 30 m. Die königlich preußischen Hoheiten besuchten mit Gräfin Guilietta und Comtesse Paula die Uraufführung des Werkes „Die Dora vom Wiesenhof" von Toni Wille (Pseudonym für Sebastian Praxmair). Sie äußerten sich sehr anerken- nend über das gebrachte Volks- stück und über die Leistun- gen der Mitglieder der Bühne (Kitzbüheler Bote, 1913). Nach der Heirat von Graf Maximilian mit Martha Freiin von Eynatten und der Erbü- bergabe nahmen Gräfin Giu- lietta und Comtesse Paula Wohnung auf Lebenberg. Sie wurden vom Gemeindeaus- schuss von Kitzbühel - Land am 22. Juni 1919 in den Hei- matverband aufgenommen. Im Jahr 1924 beabsichtigte der Kaufmann Kommerzi- alrat Josef Herold die Grün- dung einer Hotelgesellschaft. Die Kaufabrede vom i. März 1924 sah den Verkauf von ca. 6.000 m 2 Grund zwischen Schloss und Exenwaiderfeld zum Preis von sechs Gold- kronen pro Quadratmeter vor. Am Waldrand waren Tennis- plätze vorgesehen, dafür sollte der notwendige Grund gleich mit angekauft werden. Herold scheiterte an der Finanzie- rung, weil vor allem der Berli- ner Großindustrielle Dr. Julius
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