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ffieimatblätter Wr. 712007 titbifljeIc* etntbfntIct Bueb kein Interesse an einem Hotel hatte. Er baute dann das Klubheim „Sonnbühel" am Hahnenkamm und wurde der größte Privataktionär der Hahnenkammbahn. Schloss Lebenberg wurde 1926 für den Tourismus erwei- tert. Die Pension bestand bis 1961. Comtesse Paula Lamberg behielt ihren Sportsgeist auch nach dem Ende ihrer kurzen Schispringerzeit bei. Sie wurde als Freundin des Sports und selbst eifrige Sportausü- bende bezeichnet, die mit al- 1er Begeisterung bei sport- lichen Wettbewerben mittat. Sie spielte Tennis und betei- ligte sich an Konkurrenzen. Mit Graf Schlik, Major Robert Bracken und Major Watson gründete sie den Kitzbühe- 1er Sporting Club. Dieser si- cherte sich innerhalb des All- gemeinen Österreichischen Skiverbandes die Rechte auf Durchführung internationa- ler Bewerbe. Als Klubsekre tär wurde 1926 Baron Carl von Menshengen, ein Verwandter der Familie von Lamberg, ge- rufen. „Der Baron' ein wirk- licher Herr, der größtes Ver- trauen aller Schichten genoss, spielte Jahrzehnte lang in der Skischule, als Kurdirektor und als Geschäftsführer des Ver- kehrsvereins eine entschei- dende Rolle. Im Nachruf schrieb Carl J. Luther, dass Comtesse Lam- berg später eine eifrige Ski- touristin wurde. Auch hier wagte sie sich in ein neues Ge- biet, denn es wird behauptet, dass sie seinerzeit das Sprin- gen erlernt habe, ohne einen Schwung zu beherrschen und deshalb gezwungen war, im Auslauf die Sitzbremse zu zie- hen. (Kitzbüheler Winterlob, Fritz Schmitt, 1941). Tiroler Meisterin im Zweierbob In der zweiten Glanzzeit des Bobsports in Kitzbühel wur- den viele Bewerbe auf der Bobbahn am Schattberg abge- wickelt. Bei einem Zweierbob- rennen im Jänner 1926 waren, wie die Kitzbüheler Nachrich- ten berichteten, im besonde- ren die Leistungen des Herren Grafen Schlik, an der Bremse Comtesse Lamberg, bemer- kenswert. Sie fuhren mit dem Bob K.S.C. (Kitzbüheler Sport Club) Lauf- und Gesamtbest- zeit und besiegten die Bobs Grandhotel 1 (mit Paul Moro) und II (mit Ing. Metzger). Frauen in Bobs waren aber keine Seltenheit. Ein zweiter mit einer Dame als Bremserin startender Bob (insgesamt wa- ren nur fünf am Start) fuhr im ersten Lauf ausgezeichnet, fiel aber dann durch Sturz aus. L? hI\ L cc Gedenktafel für Gräfin Paula Schlik über der Gruft bei der Ölbergkapelle im Friedhof. Foto: Nessizius Im Februar 1926 wurde ein weiteres Zweierbobrennen am Schattberg durchgeführt. Hin- ter dem Bob Eva (Lenker Gerin vom Österreichischen Winter- sportklub Wien) belegten Graf Schlik und Comtesse Lamberg vom Kitzbüheler Sportklub den zweiten Rang. Die Tiroler Meister- schaft im Zweierbob für 1926 konnte wegen Wetterproble- men erst Anfang 1927 aus- getragen werden. Das Team Schlik-Lamberg sicherte sich den Meistertitel. Technikerin und Bei- fahrerin bei Autorennen Als Franz Graf Schlik Renn- fahrer wurde, war die Com- tesse seine ständige Begleite- rin und eine versierte Helferin. Sie ersetzte dem begeisterten Rennfahrer vollständig den üblichen Techniker und be- sorgte alle Arbeiten am Wagen mit der verläss]ichen Liebe des Mitbesitzers. Keine Trainings- fahrt absolvierte Graf Schlik ohne sie und sie erwies sich wiederholt als ideale Mitfah- rerin bei Rennen. Zu den bede itendsten Berg- rennen zähltei die Bewerbe auf der 3, 5 kni langen Strecke von Berchtesgaden zum Ober- salzberg. Am 4. September 1927 wurde das Rennen zum dritten Mal gefahren. Den Eh- renpreis hatte Kronprinz Rup- precht von Bayern gestiftet. Unter den Zuschauern waren der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin von Bay- ern. Das Motcirradrennen ge- wann der bekannte Innsbru- cker Edi Linser auf Sunbeam. Von den Traningsleistungen her galt Graf Schlik als einer der Favoriten, daher erhielt er die letzte Startnummer 114. Aus dem Wagen geschleudert Den schrecklichen Unfall schilderten die Zeitungen ausführlich: „Graf Schl:k hatte einen glänzenden Start. Man wusste, dass er den Trainingsleistun- gen zufolge einer der ersten Preisanwärter sei, Kaum hun- dert Meter nach dem Start war eine scharfe Kurve zu passie- ren und hier ereignete sich der tödliche Unfall. Gräfin Sch- lik wurde aus dem Wagen ge- schleudert und fiel so wuch- tig mit dem Kopf auf, dass sie einen komplizierten Schä- delbruch erlitt, der nach we- nigen Minute:i ihren Tod her- beiführte." 1 Neues Wiener Tagblatt) In der Mo:itagausgabe der Tiroler Zeituigen wurde der Sieg des populären Edi Linser herausgestellt, aber auch der tragische Unfall berichtet. Die „Innsbrucker Nachrich- ten" versuchten den Todessturz zu erklären: „In der zweiten S-Kurve beugte sich die Grä- fin, wohl um das Gleichge- wicht zu korrigieren, weit aus dem türlosen Rennwagen, der gerade eine Wasserrinne pas- sierte. Durch die Erschütte- rung, die diese Unebenheit der Rennstrecke verursachte, wurde Gräfin Lamberg aus dem Wagen geschleudert..." Die verunglückte Gräfin wurde nach Kitzbühel über- führt und in der Katharinen- kirche aufgebahrt. Die Bei- setzung in der Familiengruft gestaltete sich zu einer gewal- tigen Trauerfeierlichkeit. Der Sarg wurde von Mitgliedern des Wintersportvereins getra- gen, zahlreiche Trauergäste folgten ihm. In einer ungewöhnlich for- mulierten „Danksagung" bat der Witwer, „ es mir nicht zu verübeln, dass ich nicht al- len Funktionären, Korporati- onen und Teilnehmern an den Trauerfeierlichkeiten einzeln danke, aber ich bin derzeit nicht dazu imstande." (Kitz- büheler Nachrichten) Auf die Grabtafel ließ Graf Schlik auf die Wappen der Fa- milien Schlik und Lamberg schreiben: „Ich vergelte Liebe mit Treuen' In den Nachrufen in den Zeitungen wurde auch an ihre früheren sportlichen Erfolge erinnert: In der internationalen Gesellschaftswelt „In der auf so tragische Weise verunglückten Gräfin betrau- ert Tirol, insbesondere Kitzbü- hei, eine der bekanntesten Er- scheinungen. Sie nahm in der internationalen Gesellschafts- weit der Kitzbüheler Sommer- und Wintergäste eine füh- rende Stellung ein. Als kühne und leistungstüchtige Meiste- rin aller Sportarten, insbeson- dere des Schilaufs, hat Grä- fin Lamberg die Entwicklung des Kitzbüheler Sportiebens und des Fremdenverkehrs we- sentlich beeinflusst und er- freute sich großer Beliebtheit." (Innsbrucker Nachrichten) Seit dem Tod der Grä- fin sind acht Jahrzehnte ver- gangen. In sportgeschicht- lichen Abhandlungen wird auf ihre Bedeutung nach wie vor hingewiesen. In der „Tiro- ler Sportgeschichte" von Karl Graf (1996) wird sie als erstes Opfer des Frauensports in Ti- rol und als international aner- kannte Sportlerin gewürdigt.
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