Kitzbüheler Anzeiger

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Graf Schlik vor seiner Trophäensammlung im Schloss Lebenberg war noch mit 80 jahren ein begeisterter und erfolgreicher Jäger Foto: Leo Heinz Hajek, Wien ttbutjetc* etiuiatbtntter eirnnUiInUer 9h 7/2007 Erinnerungen an den vielseitigen Franz Graf Schlik zu Bassano und Weißkirchen (1882 - 1963) Letzter Schlossherr auf Lebenberg Als aktiven Sportsman mit vielen Interessen, Tourismus- visionär, Investor in Sportan- lagen und Gründer des Kitz- büheler Sport-Clubs (K.S.C.), als Lebensgefährte und zu- letzt Gatte von Comtesse Paula Lamberg in Schloss Le- benberg und als deren Erbe, aber auch als Wohltäter von Menschen in Notlagen, För- derer und Gönner von Ver- einen, Glücksspieler und ri- sikofreudiger Lebemann blieb Graf Schlik in Kitzbühel ein Begriff. Von Hans Wirtenberger Franz Graf Schlik zu Bassano und Weißkirchen, entstammte einer alten böhmischen Adels- familie. Der Leutnant a.D. kam gegen Ende des Ers- ten Weltkrieges mit der Gat- tin Mara geb. Hoffmann nach Kitzbühel. Bis 1920 besaß die Frau den Hof Zenzern (frü- her Mitterkogl) am Bockberg. Weitere Wohnadressen wa- ren in der Villa Thun und im Haus Herold. Herrenfahrer, Bob- pilot, Tennisplätze Im Jahr 1924 gründeten Graf Schlik und Graf Rudolf Schall (Tennerhof) ein Autobusun- ternehmen, das „ Luxuswa- gen" (zwölfsitziger Fiat FN und sechssitziger Benz) mit „Herrenfahrer" anpries und Mietwagenfahrten bis nach Venedig veranstaltete. Gleichzeitig gründete der Graf mit Comtesse Lam- berg und Freunden den Kitz- büheler Sport-Club, dessen Vereinsiokal im Haus Lenz Thaler ein Zentrum der Aus- landsgäste wurde und als erste Bar „moderne" Musik bot. Um Konkurrenz zum Win- tersportverein aus dem Weg zu gehen, beschränkte sich der K.S.C. auf den Eislauf- platz und auf große Touren- führungen in den Kitzbühe- 1er Alpen. Angedacht war ein Golfplatz, der erste außer- halb von Wien. Im folgenden Jahr ent- standen die Tennisplätze am Kapserfeld, die Jahrzehnte lang das Zentrum für den Tennissport in Kitzbühel blieben. Aktiv war Graf Schlik als Bobpilot und als Autorenn- fahrer (jeweils mit Comtesse Lamberg). Graf Schlik war einer der Garanten mit Solidarhaftung beim Bau der Hahnenkamm- bahn. Mit dem Kaufmann Max Werner verwirklichte er 1927 den, ersten Schlitten- lift auf der Schiwiese, der aber gegen Ende der ersten Sai- son durch Brand vernichtet wurde. Vier Monate nach der Hochzeit in Prag kam die im Rennwagen mitfahrende Gattin beim Salzbergrennen ums Leben. Sie war seit 1917 zu gleichen Teilen wie ihre Mutter Besitzerin der Schlos- spension Lebenberg. Für Graf Schlik wurde 1927 der Hälf- teanteil der Schwiegermutter eingetragen. Drei Jahre später war er, inzwischen verheiratet mit Daisy Margareta Reska verwitwete Jeric, Alleinbesit- zer von Lebenberg, Pfleghof, Bauernhöfe und Seidlaim verkauft Die nächsten Jahre waren von Verkäufen gekennzeich- net: Graf Schlik verkaufte 1930 die Anwesen Ober- und Unterhaus an den Pöllbau- ern in Gundhabing, verpach- tete Schloss Lebenberg an den bisherigen Villa-Dalago- Pächter Stern und verkaufte den Pfieghof um S 120.000 an die Stadtgemeinde. Ab 1933 war Melanie Reichelt bis in die Kriegsjahre und wie- der nach 1945 Pächterin der Schlosspension. Im Jahr 1935 verkaufte der Graf die Seidlalm (frü- her Staudingeralpe) an Dr. Ekkehard Kofler, Direktor des Grandhotels. Die Bewirt- schaftung der Seidlalm ver- blieb bei der Familie Ma- ria und Johann Hinterseer, die schon die Landwirtschaft beim Schloss in Pacht hatte. Als für den amtlich durch- gesetzten Bau eines Hotels für einen Südtiroler Umsied- ler aus Meran auf Gründen des Exenwaidbauern Georg Laucher diesem Ersatzflä- chen gestellt werden mussten, stimmte Graf Schlik 1940 dem Verkauf von 5.000 m 2 Grund aus der „Bruggerwiese" zu. Der Hotelbau unterblieb, weil der Bauwerber im Krieg fiel. Von 1939 bis 1943 war Graf Schlik Leiter der Sicherheits- dienststelle (SD) in Kitzbü- hel.1947 meldete er sich beim „Bund der Opfer nationalso- zialistischer Unterdrückung' doch wurde festgestellt, er sei schon in der Verbotszeit sym- pathisierendes Mitglied der Nazipartei und später Mit- glied der SS gewesen. Nach längerer Anhaltung kehrte er nach Kitzbühel zurück. Acht Millionen S für Schloss Lebenberg Graf Schlik war Gönner des Trachtenvereins und des Kaiserjägerbundes sowie der Schützengilde.1956 fand zum 75. Geburtstag ein Jubiläums- schießen statt Um 1955 verkaufte Graf Sch- lik Grundstücke am Leben- berg und am Sonnenhofweg. Der internationale Finanz- konsulent Dir. Josef Machek aus Wien erwarb Ende 1961 Schloss Lebenberg mit den umliegenden Gründen. Der adelige Schlossherr verließ Kitzbühel, er starb nach zwei Jahren in Salzburg, wo seine Tochter aus erster Ehe lebte. Literatur: Kitzbüheler Nachrichten 1924 - 1930, Kitzbüheier Anzeiger 1956, 1972 f., 1978. Unterlagen aus dem Stadtarchiv Kitzbü- hei (Stadtakten). Die Schrei- bung des Namens wechselte zwischen Schiik und Schlick, in den Unterlagen des Melde- amtes lautet sie auf Schlik.
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