Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
i| Aktuell Ausgabe 9 Der psychosoziale Pfle^edienst St. Johann will 2007 noch mehr an die Öffentlichkeit treten Tabuthema: Psychische Erkrankungen sierung bei“, bedauert Berger. Die Begleitung im psychoso zialen Zentrum ist allerdings relativ kostengünstig und wird mit geringem Selbstbe halt je nach Einkommen be rechnet. „Die Dauer kann von wenigen Monaten bis hin zu Jahren reichen, prinzipi ell stehen wir jederzeit jedem Klienten ab i8 Jahren offen und zwar anonym und kos tenlos. Zielsetzung ist auch die Entlastung der Familien, die oft nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen“, erklärt Evelyn Berger. Mehr Öffentlichkeit angestrebt Dass das Interesse im Grunde groß ist, zeigte sich etwa im Herbst bei einem gut be suchten Tag der offenen Tür oder bei öffentlichen Vorträ gen. „Bei unseren Vorträgen über Depression, kostenlos mit Psychiater und psych iatrischer Krankenschwes ter, hatten wir im gesamten Bezirk zwischen 70 und 150 Zuhörer, für 2007 sind Vor träge mit Schwerpunkt Burn- out geplant“, erzählt Berger. Auch in den Schulen stellt sich der Verein regelmäßig vor und beantwortet die vie len Fragen. Am 1. März fin det ein sozialpsychologischer Nachmittag im Haus statt, wo es vor allem um Austausch geht. Eingeladen wurden dazu Hausärzte, Psychiater, Psychologen, Sozialsprengel, Polizei, Rettung, Sozialver eine und Krankenhäuser, um gemeinsam ungeklärte or ganisatorische Fragen, Auf gabengebiete oder Über schneidungen zu besprechen. „Durch Öffentlichkeitsarbeit hoffen wir, dass irgendwann psychische Krankheiten mit ihren guten Heilungschan cen genauso wie körperliche anerkannt werden und die Menschen keine Scheu ha ben, sich schneller an uns zu wenden“, meint Evely Berger sura Bereichskoordinatorin Evelyn Berger will das psychosoziale Zentrum durch gezielte Maßnahmen enttabui- sieren und in der Öffentlichkeit noch bekannter machen. Foto: Anzeiger Seit zehn Jahren versucht man im psychosozialen Zentrum mit ständig wachsendem Erfolg, ein Bewusstsein für die auch am Land weit verbreitet en, jedoch oft ignorierten „Krankheiten der Seele“ zu schaffen. psychische Krankheiten, von haben wir immer noch mit der Depression bis zur Schi- der Tabuisierung psychischer zophrenie, treten bei 10 bis 20 Krankheiten, man will sich % der Bevölkerung auf. Aber oft nicht eingestehen, dass selbst das öffentliche medi- man Hilfe braucht. „Es dau- zinische Versorgungssystem lässt die Betroffenen oft im Stich. Späte Reaktion ert bis zu sieben Jahren, bis Betroffene wirklich Hilfe su chen. Am Land ist die Situa tion noch schwieriger, es gibt im Bezirk nur einen einzigen Momenan betreut man 84 Kli- Kassenfacharzt und die Men enten mit insgesamt 7 Ange- sehen scheuen das Bekannt stellten und 38 Freiberuflern werden, auch wenn Diskre- (welche oft einzelne Klienten tion selbstverständlich ist“, persönlich betreuen und im gesamten Bezirk unterwegs sind). Die Mitarbeiter kom- 187 Millionen Euro werden in men aus den unterschied- Österreich pro Jahr far Anti- lichsten sozialen Berufen, depressiva ausgegeben, nur sind Therapeuten, Kranken- 38 Millionen für therapeu- schwestern oder Sozialarbei- tische Behandlung. „Lieber ter. „Wir sind ein Verein, der nimmt man Medikamente über das Tiroler Rehabilita- als eine nur schwer leistbare ST. JOHANN. Schon seit einem Jahrzehnt kämpft das Team in St. Johann gegen Un wissenheit, Scham und falsche Tabus. Bereichskoordinato rin Evelyn Berger, Kranken schwester und Verhaltens therapeutin in Ausbildung, versucht gemeinsam mit den Vereinen BIN (Beratung und Nachsorge bei Alkohol- und Abhängigkeitserkrankungen) und B.I.T. (Suchtberatung) im Bezirk eine kompetente Anlaufstelle zu bieten, „wenn die Seele Hilfe braucht“. Die BQienten kommen dabei aus allen sozialen Schichten und „Teure“ Krankheit tions-Gesetz finanziert wird, Therapie zu versuchen, die ohne Subventionierung, son- von der Krankenkasse nach dem mit leistungsbezogener unklaren Kriterien kaum je- Abrechnung“, erklärt Leiterin mals (mit)bezahlt wird. Auch Evelyn Berger. „Zu kämpfen das System trägt zur Stigmati- abschließend.
< Page 7 | Page 9 >
< Page 7 | Page 9 >