Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
WIR von Alexander Rußegger Es gibt Tage, da jagt man den berühmten Hund nicht vor die Türe. Bergretter schon. Adolf Englacher ist als Hundeführer einer von ihnen. Als doppelter Re kordhalter: Mit 71 Jahren der Senior in Österreich, mit mehr als 40 Jahren bei der Bergrettung, Ortsstelle Kitzbühel, Tirols Dienstäl tester. .i# Kitzbühel | Die Laufbahn des Bergretters AdchfEnglacher be gann als Jugendlicher mit zwei Schlüsselerlebnissen in sei ner Heimatgemeinde Kaprun. Gleich zweimal wurde der be geisterte und ausgezeichnete Adolf Englacher bei einer Übung, dank seines Hundes einen Vermissten. Das gleiche gilt auch für einen Fall in Osttirol, wo eine Rodlerin unter eine Lawine kam und erst Wochen später von Englacher ge funden werden konnte. „Man ist das den Angehörigen schuldig, die sich auch dafür besonders bedankten.“ Nicht selten endet ein Einsatz aus einer Mischung von Ärger und Erleichterung. Ärger, wenn bei Nacht, Kälte und Schneefall stundenlang gesucht wird, der Vermisste aber dann, off dank Alkohol gut aufgelegt, in einem Gasthaus gefunden wird. Nur die Tatsache, dass er oder sie leben, sorgt für Aufatmen. Kurios aber auch die nächtliche Suche nach zwei kleinen Kindern. Sie hatten im Freien ge spielt und waren plötzlich wie vom Erdbo den verschluckt. Stunden später wurden sie entdeckt: Im Hotel, friedlich schlafend. Allerdings in einem fremden Zimmer. Suche nach der eigenen Tochter Der i8. Oktober 2001 bleibt Englacher bis an sein Lebensende in Erinnerung; Die Suche nach der eigenen Tochter. „Ich war am Kitzbüheler Horn auf einer Liftbau stelle beschäftigt, als sie mich besuchte“, schildert er. „Sie verabschiedete sich dann, um nach Hause zu gehen.“ Nach der Rückkehr von der Arbeit fragte die zweite Tochter, wann denn die Eva nach Hause kommen wird. „Sie müsste doch schon längst da sein, da muss etwas pas- Hundeführer Adolf En^lacher stets bereit Der Senior unter Österreichs Bergrettern Skifahrer von Lawinen erfasst bzw. ver schüttet, zweimal waren es Hunde, die für eine rasche Rettung sorgten. „Ich werde sicher einmal Hundeführer“ schwor er sich als Dank. Die Jahre vergingen, Tier freund Englacher verschlug es nach Kitz bühel. Da spielte der Zufall eine Rolle. Ein Wahlkitzbüheler zcg zurück in seine Hei mat Deutschland. Die Übersiedelung wäre kein Problem gewesen, wenn es da nicht einen jungen Hund gegeben hätte. Einen langhaarigen Schäferrüden, der auf den Namen Assat hörte. Es kam, wie es kommen musste: As sat zog bei den Englachers ein. „Es hat damals in Kitzbühel keinen Lawinen hund gegeben“, erinnert er sich, »wir ha ben Assat dank der Unterstützung dreier St. Johanner Hundeführer ausgebildet.“ Es begann mif einem Fehlstart: Nach dem ersten Kurs im Sellraintal schnitt er bei einer Skifahrt mit einer Stahlkante As sat eine Sehne ab. Nach einer Operation gesundete der Himd, steckte das Erleb nis weg und wurde zu einem der besten Suchhunde. Nach 40 Jahren kann sich der Bergretter an seinen ersten Einsatz gar nicht mehr erinnern. In seinem Gedächtnis hinge gen unauslöschlich haften blieb ihm das große Lawinenunglück 1974 auf dem Hah nenkamm, bei dem neun Menschen ums Leben kamen. Aufgeben gibt es nicht Das Leben eines Bergretters hat Höhen und Tiefen: Höhen, wenn es gelingt, ei nen Vermissten oder Verschütteten le bend zu retten, Tiefen, wenn alle Anstren gungen vergeblich wären. „Ich komme im Laufe der Jahre auf 700 Einsätze“, bilan ziert Englacher. „Leider führe ich in der Statistik bei den Totbergungen.“ Dies ist auf seine Zähigkeit zurückzuführen. „Ich suche auch weiter, wenn es nach mensch lichem Ermessen keine Chancen mehr gibt.“ So etwa machte er sich in der Wild schönau tagelang auf den Weg und fand
< Page 24 | Page 26 >
< Page 24 | Page 26 >