Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
briken das Verfahren mit- nutzen wollten, versuchten sie das Patent für Deutz zu Fall zu bringen. Ein Mün- chener Ingenieur bemühte sich vergebens darum, dass Reithmanns Motor (Patent von 1860) als Vorerfindung zum Viertaktmotor aner- kannt wird, weil Reithmann nie vom Viertaktprinzip ge- schrieben hatte. Das seit tast 300 Jahren nachweisbare Ledererhäusl am Moosbach wurde 1905 voß-' der Familie i3rüggl aus St. Ulrich e,worben, die auf einem undatierran Foto (4rr.ii der Marktgemeinde Fieberbrunn) abgebllcet ist. Die Nachkommen (?zam. Kogler) bewohnen das Haus noch heute. etinatbIäUci, Nr. 3/2009 1tbuctei ennatb1äUer sich zuerst ein Wohnhaus in der Uhrmachergasse unweit der Frauenkirche, später eines in der Hofstatt, wurde Insasse und Bürger von München; erhielt die Erlaubnis zur Hei- rat, erwarb die Konzession zur fabrikmäßigen Herstel- lung von Uhren und verwies im Katalog zur Wiener Welt- ausstellung 1873 auf eine Uhr- fabrikation (seit 1854) und eine Telegraphenfabrikation (ab 1871), er beschäftigte dort zehn Arbeiter und zusätzlich sechs außerhalb. Den erreichten bürger- lichen Wohlstand - er fun- gierte auch als Schützen- meister in der königlich privilegierten Hauptschüt- zengesellschaft München - verlor Reithmann wahr- scheinlich durch die Verwick- lung in Patentprozesse, in die er durch Dritte hineingezo- gen wurde. Seine Erfindungen abseits der Uhrmacherei begannen 1852 mit einem Motor, bei dem ein Gemisch von korn- primierter Luft mit Wasser- stoff zur Explosion gebracht wurde. Der Motor war nicht wirtschaftlich. Reithmann versuchte es mit Leuchtgas. 186o erhielt er ein weiteres Patent, aber der Motor konnte nicht verwirklicht werden. Auszeichnung bei Weltausstellungen Bei der Pariser Weltausstel- lung 1867 wurde Reithmann mit einer silbernen Medaille für einen elektrischen Im- pulsgeber für ein Uhrpendel ausgezeichnet. Von einem gemeinsam er- arbeiteten Motorpatent zog sich der Münchner Part- ner bald zurück, Reithmann zahlte über Jahre die stei- genden Patentgebühren, bis er 1873 verzichtete. Bei der Weltausstellung 1873 in Wien präsentierte er elektrische Uhren mit einer Hauptuhr und einen Luft- drucktelegraphen mit Uhren- mechanik. Die kleinen Ent- wicidungserfolge wurden mit der Ernennung zum könig- lich-bayrischen Hofuhrma- cher (1874) gewürdigt. Jahrelange Prozesse, die nicht von Reithmann angestrengt worden waren, aber seine Hoffnung nährten, doch noch entsprechende Anerkennung zu erhalten, führten zu keiner Klarstellung. Das Landgericht München anerkannte 1884 sogar die Priorität Reithmanns. Da än- derte die Fa. Deutz ihre Stra- tegie und sicherte Reithmann vertraglich eine bedeutende Zahlung selbst im Fall eines definitiven Prozessgewinns zu, worauf dieser, der ja nicht für sich prozessiert hatte, das Interesse am juristischen Ausgang verlor und nur mehr darauf wartete, dass ihm die sofort nach Prozessende zu- gesicherte Summe von 25.000 Mark zur Deckung von Schulden zukam. Diese ent- sprach fast der gesamten Le- bensverdienstsumme eines Handwerkers. Motor im Deutz- Museum Allerdings musste Reith- mann seinen Motor, das Be- weisstück schlechthin, der Fa. Deutz für ihr Werkmuseum überlassen. Noch 50 Jahre nach Reith- manns Tod wurde die Be- hauptung aufgestellt, dem Urteil in zweiter Instanz (be- stätigt vom Reichsgericht) könne keine Bedeutung in der Frage der Priorität bei- gemessen werden, weil der vorher geschlossene Vertrag zwischen der Deutz AG und Reithmann ein Eingriff in ein schwebendes Gerichtsverfah- ren gewesen war. Relevanz hatte das nicht mehr. Inzwischen gilt allgemein Bei se:nem wichtigsten An- liegen, einem f.ink:ionstüch- tigen Verbre nngsmotor, setzte Ieithmann richtige Schritte. aber der iberzeu- gende t'llrchbrdch blieb ihm verwehr:. Nicolaus Antofl Otto (1832 - 1891). ursprünglich Kauf- mann, aute 163 einen er- sten atmosphärischen Motor, entwickelte ihn weiter und gründete mit Eugen Langen die Gasmotorenfabrik Deutz AG. Diese Firma erhielt 1877 ein Patent auf einen Gasma- tor mit Viertaktabfolge. Die- ser wurde um 1900 schon als „Ottomotor" bezeichnet. Weil Ingenieure und Fa- In Patentprozesse hineingezogen _?9!' im Ledererhäusl (I.ulahme von 2009, Gedenktafel rechts vom Ein- gang) kam Christ4a'7 Reithmann am 9. Februar 1818 zur Welt. Schoi 1829 Übersiedelte die Familie nach Fieberbrunn.
< Page 41 | Page 43 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen