Kitzbüheler Anzeiger

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8 Aktuell Ausgabe 3 Anton Flecksberger Heimatforscher aus Leidenschm Er weiß über seine Vor­ fahren ab 1333 Bescheid, kann alle Kirchberger Hausbesitzer von 1384 bis 1850 nennen, er kennt die Geschichte weiter Teile Tirols und Salzburgs wie kaum ein anderer - Anton Flecksberger, Alt-Bauer sowie Heimat- und Ahnen­ forscher. Am 15. Jänner wird er 95 Jahre. Knappenhäusern in und um Kirchberg zu - bekanntlich war der Bezirk Kitzbühel bis ins späte 19. Jahrhundert ein Bergbaugebiet ersten Ranges. Seine Vorgangsweise war über Jahrzehnte die gleiche; Im Sommer begutachtete er an Ort und Stelle die Objekte seiner Nachforschungen, im Winter archivierte er seine Ergebnisse. Er durchforstete Archiv um Archiv, schrieb unzählige Stellen um Fotoko­ pien von Dokufrienten an. So an die 300 Mallwar er in den Landesarchiven|in Innsbruck, Salzburg und München. Seine älteste Aufzeichnung ist eine Urkunde, die die Schenkung des Brixentals von einem kö­ niglichen Ministeriale an die Bischöfe von Regensburg dokumentiert. Geschehen im Jahre 902. Keinen Schlüssel mehr Zur Gegenwart: 1977 übergab Anton Flecksberger den Hof an seinen Großneffen. Vor zwölf Jahren ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag: Seine acht Jahre zuvor erblin­ dete Frau verunglückte töd­ lich. Flecksberger lebt nun al­ leinstehend in einer Wohnung in Kirchberg. Einen Teil seines aus tau­ senden Kartons bestehenden Archivs hat er der Gemeinde Kirchberg für die Gestaltung eines Heimatbuches über­ lassen. Als das Werk fer­ tig war, folgte eine bis heute nicht überwundene Enttäu­ schung; Flecksberger wurde der Schlüssel zu jenem Raum in der Gemeinde, in dem sich seine Unterlagen befinden, weggenommen. Was wünscht er sich zum 95. Geburtstag? „Dass meine Sammlung über die Herzog­ urbane veröffentlicht wird.“ Alexander Rußegger Kirchberg (Das Leben des fc Anton Flecksberger begann 1 mit einer denkbar schlech- ■ ten Ausgangsposition und I einem Fehlstart: Zum einen B mit dem Jahr 1914 in einem i Jahr geboren, in dem sich die B Völker Europas bis aufs Blut B bekriegten und in dem das B Habsburger-Reich zerfallen I sollte, zum anderen erkrankte 1 er mit drei Jahren an Diphthe- I rie - die Folge war ein Herz- I leiden. Wegen der Krankheit I konnte er nur sechs Klassen I Volksschule besuchen. I Ironie Nummer eins: Trotz I geschädigten Herzens fei- ■ ert er dieser Tage seinen 95. 1 Geburtstag. Ironie Nummer zwei: Er lernte kaum lesen und schrei­ ben - dank Selbststudium N kann er heute als einer der Anton Flecksberger wenige Tage vor seinem 95. Geburtstag. Im Hin­ ganz wenigen die im Mittelai- tergrund die Urkunde über die Ehrenringverleihung. ter ausgestellten Schriftstücke, wie Urkunden und Briefe, le­ sen. Die Kurrentschrift ist seine Stärke, die nunmehr übliche Lateinschrift seine Schwäche. Foto: Rußegger Übrigens: Die Flecksberger stammen vom Flechsberghof in Mühlbach am Hochkönig (Land Salzburg) ab. Einmal auf den Geschmack gekommen, dehnte er seine Nachforschungen auf die Nachbarhöfe aus. Dann ging es Schlag auf Schlag: Es folgte ganz Kirchberg, wo er eine Liste aller Hausbesitzer zwi­ schen 1384 und 1850 erstellte, danach das gesamte Brixen- tal. Anschließend folgte das bäuerliche Sölllandl. Danach wandte sich Flecksberger den ehen Gründen eine Unmög­ lichkeit. 1939 musste er zum Militär - mit dem ersten Sold kaufte er sich - Bücher. Zwei Jahre später fiel sein einziger Bruder. Der Tod war Start­ schuss für die erste Ahnen­ forschung: „Ich wollte \^'issen, woher meine Familie stammt und wie lange sie schon in Kirchberg angesiedelt ist. “ Nach drei Jahren wusste er Bescheid. Nicht nm über seine Eltern oder Großeltern, sondern über die Vorfahren zurück bis zum Jahr 1333. Die ersten Bücher Doch der Reihe nach: Nach der Schulzeit musste der ge­ sundheitlich geschwächte Toni am elterlichen Hof am Rande der Fleckalm fest zu­ packen. An Land und Leuten war er schon zu dieser Zeit in­ teressiert - der Kauf etwa eines Geschichtsbuches aus finanzi-
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