Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Kitzbüheler Heimatblätter Schriftleitung: Hans Wirtenberger Nr. 2/2010 (169) 20. Jahrgang Eine Gruppe junger Kitz- büheler baute 1936/37 in über 2000 Arbeitsstunden ein eigenes Segelfl ugzeug. Ihr Traum vom Fliegen erfüllte sich nur kurz. Mit dem Entschluss von Hugo Krause, Julius oma, Toni Egger und Lehrer Karl Grißmann im Frühjahr , ein Segel ugzeug zu bauen, begann die ungewöhn- liche Geschichte der Segel- iegergruppe im Ös- terreichischen Aero Club. Tatsächlich wurde von einer idealistischen Gruppe eine ugtaugliche Maschine ge- baut, die mitten in der Stadt festlich getau wurde und in St. Johann am . März ei- nen ersten erfolgreichen Flug- tag ermöglichte. A m . März wurde jede weitere Tätigkeit verboten und der gesamte be- scheidene Besitz beschlag- nahmt. Die politisch dem neuen Regime genehme Se- gel iegergruppe in St. Jo- hann wurde mit der Liquidie- rung beau ragt. Die Proponenten wollten den „herrlichsten aller Sportzweige“ in Kitzbühel einführen. Segelfl ieger Erwa 8 landete im Misthaufen Ein „Probestück“, das unbe- mannte Segel ugzeug Erwa – Spannweite cm, Ge- wicht g – wurde im kurz- fristig umfunktionierten Bibliothekszimmer des Ver- einshauses gebaut und am Lebenberg erprobt. oma und Egger trugen Erwa Mitte Juli zum Hochetz. Beim vierten Start nahm der Flie- ger Kurs auf den Karstein, erst eine Woche später w urde er von „Almingern“ gefun- den, die fünf S chilling Finder- lohn erhielten, aber sofort re- pariert und am . August bei herrlichem Sommerwetter von der Lahning und später am Kitzbüheler H orn gestar- tet. Für eine notwendig ge- wordene Reparatur hatten sie Werkzeug und „Verbandma- terial“ im Rucksack. Oberhalb der Goinger Alm glückte ein Start am Gummiseil und der Segler og über die S tadt zum Zenzerkopf und weiter zum Schwarzsee. Bei der Obern- aualm landete er nach insge- samt zwölf Minuten unsan an der Hüttenwand und d ann in einem Misthaufen. Die Re- paratur war schwierig. Der nächste Start war der letzte. Nach fünf Wochen wurde Erwa eingeschneit und zer- trümmert g efunden. Einfache Werkstätte in Kellern Die Gruppe gab nicht auf. Sie erhielt im Kellergeschoß des neuen Schulhauses einen Raum zur Verfügung g estellt, der mit den spärlichen nan- ziellen Mitteln als Werkstatt eingerichtet wurde. Es gab eine Hobelbank und einen fünf M eter langen Werktisch, das notwendigste Werkzeug wurde von den Kameraden zur Verfügung gestellt. Im Frühherbst begann die Arbeit an einem Schul ug- zeug der Type Zögling. Bau- technischer Leiter wurde Toni Egger, als geschä sführen- der Obmann fungierte Ju- lius oma, die Schri füh- rung übernahm H ugo Krause und Hans Krismer war für die Kassa zuständig. Karl Griß- mann, der im Sommer in der Segel iegerschule in Salzburg bereits die A-Prüfung b estan- den hatte, war Obmann und wurde vom Österreichischen Aero Club noch vor der be- hördlichen G enehmigung des Vereins zum Gruppenführer ernannt. Am Faschingssonntag brachte ein Segel iegerkränz- chen im Vereinshaus einen schönen Reingewinn, der die Anscha ung von Sperr- holz und Bauholz für Spann- turm und Gitterschwanz er- leichterte. In der Vorderstadt machte ein Schaukasten auf die Vereinsarbeit aufmerksam. Segel iegergruppe 704 Kitzbühel – ein e fast vergesssene, ungewöhnliche V ereinsgeschichte Eine Flugzeugtaufe im Stadtzentrum Von Hans Wirtenberger Das von der Segelfl iegergruppe selbst gebaute Schulfl ugzeug des Typs „Zögling“ wurde im Februar 1938 in der Vorderstadt getauft. Fotos: Alle aus der Segelfl iegerchronik von Karl Grißmann
< Page 51 | Page 53 >
< Page 51 | Page 53 >