Kitzbüheler Anzeiger

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Kitzbüheler Heimatblätter Schriftleitung: Hans Wirtenberger Nr. 3/2010 (170) 20. Jahrgang Die umfassende Schau von Werken von Gottlieb Th. Kempf von Harten- kampf im Museum der Stadt ist Anlass für den Rückblick. Der vielseitige Maler hatte in Wien um die Jahrhundert- wende eine geachtete Stellung als Figuren- und Genremaler, Radierer und Illustrator, ge- hörte der Künstlergruppe in Fahrafeld (Niederösterreich) an, zeigte in einer Einzelaus- stellung im Wiener Künstler- haus ( ) Werke, erhielt Stipendien und Preise, ver- kau e zwei Märchenbilder dem Kaiser Franz Josef ( ) und Ölbilder an Reichsmini- ster Dr. Josef Goebbels und sogar an den Führer Adolf Hitler ( / ), hatte den Titel Prof. h. c. erhalten und war Ehrenmitglied der Akade- mie, machte aber die Entwick- lung zur „Moderne“ ni cht mit und entschied sich mit Jah- ren im Frühjahr für die Übersiedlung n ach Kitzbühel. Die ihm noch gegönnte Scha ensperiode von fast Jahren bot künstlerische In- spiration durch die neue Um- gebung, und in der Abge- schiedenheit verstärkte der tiefgläubige Künstler seine Hinwendung zur christlichen Mystik und daraus resultie- rende religiöse ematik. Die Stadt Kitzbühel k onnte auf Initiative von Dr. Kurt Sei- wald und Dr. Vitus Grünwald und mit Unterstützung d urch zahlreiche private Besitzer von Werken, des Wien Mu- seum und des Wiener Künst- lerhausarchivs eine viel be- achtete Ausstellung zeigen und gab einen von Dr. Mi- chael Kausch (Kurator) und Dr. Wido Sieberer gestalteten Katalog heraus. Inzwischen wurden zahlreiche weitere Werke in Tirol und Salzburg bekannt. Malhütte und Hagglstecken Mit diesem Beitrag ergänzen persönliche Erinnerungen von Zeitzeugen unterschied- lichen Alters das Bild von Prof. Kempf-Hartenkampf. Er stand in seinem Garten, inmitten von hohem Gras, Sträuchern, Blumen, Bäumen und Hütten. W ir rufen ihn und er äugt misstrauisch über die Schultern nach uns. Am Kopf die unvermeidliche helle Tel- lermütze, angetan mit einem Malmantel und bewa net mit einem „Hagglstecken“. Er wurde von uns gestört. E r war gerade dabei, das Kreuz seines Bildstöckls a m Apfelbaum mit den Ranken der nahen Zaun- p anze zu umwinden. Der sichtliche Missmut dau- erte jedoch nicht lange. Wie er den einen der Ruhestörer er- blickte, erstrahlte sein Gesicht und er rief bewegt: „Oh, der große Weidinger, der Meister der Aquarelle!“ Nun führte er uns in sein Gärtchen und lud uns zum Sitzen in die Laube ein, die er sich selbst aus Brettln von Bil- derkisten gezimmert hatte, von der Laube in den Vorraum der Malhütte und schließlich in diese selbst. Die Malhütte s teht auf Schlittenkufen und kann mittels Pferdekrä en zu je- dem beliebigen Geländepunkt in der nahen Umgebung von Achrain gezogen werden. Eine Er ndung des Herrn Profes- sors. Im Winter nämlich ist ihm das Malen und Zeichnen im Freien zu beschwerlich und daher baute er diese Hütte. S ie hat ein „Malauge“, das sich im Viereck wie die Linse eines Photoapparates vergrößern lässt. M it diesem „Auge“ gr enzt er genau das Bild in der Natur, das er zeichnen will, ab; er will von der Natur nicht mehr se- hen als jenen Ausschnitt, der auf den Skizzenblock oder auf die Leinwand kommt. So ist er Kitzbüheler E rinnerungen an den Maler Gottlieb eodor Kempf von Hartenkampf (1871–1964) Verborgener Schönheit nachgespürt Von Hans Wirtenberger „Bäuerliche Badenixe“ am Löschteich von Achrain. Abgedruckt in Vielhagen und Klasings Monatsheften, September 1941.
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