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Kitzbüheler Heimatblätter Heimatblätter Nr. 3/2010 gesc hützt vor Wind und Wet- ter, vor dem Raureif und dem klirrenden Frost und hat doch Mutter Natur vor sich. Oben, im ersten Stock des Hofes Achrain, beinden sich die Wohnräume des Profes- sors. Dort erzählt er: „ Ich bin vereinsamt, bereue es aber nicht. Vor Jahren kam die ös- terreichische Zeitschrit ‚Kunst ins Volk’ und wollte Bilder und Worte zu einem Schritwerk. Ich hätte eine k leine Aufmerk- samkeit ganz gerne gesehen. Als ich erfuhr, dass ich wohl auf die ersten Seiten der Zeit- schrit kommen sollte, hinter mir jedoch ein Schwanz von ‚Modernen’, sagte ich ab. In solcher Gesellschat weile ich nicht gerne.“ In großen Büchern ruhen Hunderte und aber Hunderte von Skizzen; an den Wänden hängen Porträts und Land- schatswerke, Arbeiten in Kup- fer und Messing und in Holz. Er arbeitet gegenwärtig a n den Evangelisten, von denen ihm der hl. Lukas, auf dessen Na- men er geirmt wurde, am lieb- sten ist. Reiches malerisches Spätwerk In dem Beitrag „Auf dem Weg nach Achrain – zu einem großen Künstler“, der von der ungenannten Begleitper- son des Malers Weidinger stammt (Kitzbüheler Anzei- ger, 3. September 1960) wird die „bewundernswerte Schaf- fenskrat bis ins Alter“ betont und der Wunsch nach einer großen A usstellung in Kitzbü- hel ausgesprochen. Der Besu- cher, der oberösterreichische Maler Franz X. Weidinger (1890 – 1972) war ot in Kitz- bühel. Er kuratierte die er- ste Gedächtnisausstellung A l- fons Walde (Dezember 1959). Sein Wunsch nach einer bal- digen umfassenden Kempf -Ausstellung erfüllte sich nicht. Erst im Jahr 1975 wurde in Salzburg eine Ausstellung mit 150 Werken gezeigt. We- der eine Monographie noch ein Werkkatalog entstanden, die nunmehrige Würdigung durch die Stadt Kitzbühel ist ein später Dank für das ma- lerische Spätwerk, in d em ihr Raum und ihre Menschen im Mittelpunkt standen. Kanonikus Joseph Trigler, durch viele Jahre Regenschori der Pfarre und Religionsleh- rer, wie Pfarrer Ehrendom- herr Joseph Schmid ein en- ger Vertrauter des Künstlers, schrieb anlässlich d er Vollen- dung des 80. Lebensjahres: Klar und geläutert, g ereit in vielen harten Erfahrungen, be- zaubert er durch seine feine lie- benswürdige A rt. Von ihm geht die Ruhe aus, die nur dem eig- net, der gelernt hat, über d em Alltäglichen zu s tehen und im Reich des Wahren, Schönen und Guten zu leben. Ihm wur- den im Leben aber auch hohe Ehren zuteil. Als Maler ist er kein Revolutionär, keiner, der glaubt, neue Wege weisen zu müssen; kein Avantgardist mit allen Fraglichkeiten. Viel- mehr ist seine Kunst immer lie- benswert, dem Stillen und der verborgenen Schönheit nach- spürend, d ie er im eigenen Er- leben neu zu formen versteht. Man möchte ihn am liebsten als einen direkten Nachfolger Waldmüllers bezeichnen. Da- mit ist er charakterisiert als echter Wiener und Österrei- cher und somit einer, der die trübe Welt zu vergolden weiß und auch den Schmerz noch durch Lichtschimmer zu ver- klären v ermag. Der „Altar“ im Wohnzimmer Martin Ehn (Jahrgang 1939), Sohn der Bauernfamilie zu Vorderachrain – vom Hof Achrain wurde 1919 Hinter- achrain ausgeschieden, das seither der Familie Hörtnagl gehört - wuchs im Umkreis des Künstlers auf. Kinder durten auf Anweisung der Eltern den Künstler bei der Arbeit nicht stören. Einmal wollte der „Achrainprofessor“ das künstlerische Talent des Buben ausprobieren. Martin zeichnete auf Anweisung ei- nen Baum. Der Künstler war mit dem Ergebnis nicht zu- frieden, zeichnete ihm vor, aber er erkannte bald, dass auch eine wohlwollende För- derung nicht das gewünschte Ergebnis erbringen konnte. Der Lieblingsplatz des Künstlers im Freien war sein Malerhüttl, das zuerst im Winter mit dem Pferd versetzt werden konnte, dann aber sei- nen ixen Platz in einem abge- zäunten G arten behielt. In der Wohnung hatte der Professor auch einen „Altar“, vor dem er ot kniete. Beim Verkauf von Bildern war er sehr wählerisch. E r wollte je- weils wissen, wohin das Bild kommt und ob der Käufer etwa damit gar nur ein Ge- schät m achen wollte. Im Ge- spräch m it Martin Ehn zeigte er kein Verständnis für ei- nen Maler, der gewisserma- ßen ein eigenes Bild kopiert. Man soll jedes Motiv nur ein- mal darstellen. Die Frömmigkeit d es Künst- lers wurde, wie es der Umge- bung erschien, schließlich zur Bigotterie. Zuletzt verarbei- tete er fast nur mehr religöse Motive. Die Arbeiten dieser Phase soll er dem damaligen Pfarrer Dr. Joseph Kreuzer überlassen h aben. Der Künstler mit 90 Jahren. Foto: Herta Walch Gottfried Th. Kempf – Hartenkampf mit Martin Ehn (1953). Foto: Katalog Der Hof Vorderachrain im Vordergrund. Im 1. Stock („kaiserseitig“) wohnte der Künstler durch ein Vierteljahrhundert. Rechts ein Stadel von Hinterachrain. Foto Angerer, Reischhof
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