Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
36 Ausgabe 1 Land & Leut e VEREINE IM BLICKPUNKT Der Kameradschaftsbund im Kaum eine traditionelle Veranstaltung, an dem er nicht vertreten ist: Der Österreichische b zw. Tiro- ler Kameradschaftsbund (ÖKB b zw. TKB) ist 180 Jahren ein fester Bestand- teil der Gesellschaft und hat für B ezirksobmann Hans-Peter Koidl eine weitreichende Aufgabe: Aus der Schicksalsgemein- schaft ehemaliger Kriegs- teilnehmer sei die größte Friedensbewegung des Landes entstanden. Bezirk | 225.000 Mitglieder um- fasst der Kameradschatsbund österreichweit, davon allein 15.000 in Tirol und rund 2.500 im Bezirk Kitzbühel. Z ahlen, die belegen, dass die so genannten Kameraden im sozialen und kul- turellen Leben der Kommunen tiefer verwurzelt sind, als man es auf den ersten Blick meinen möchte. Dennoch werden sie in der Öfentlichkeit n icht sel- ten kritisch wahrgenommen: „Wir kämpfen immer w ieder gegen Vorurteile an. Wir sind aber keine Ewiggestrigen, die den Krieg verherrlichen, wir sehen unsere Aufgabe genau in dem Gegenteil an“, erläu- tert Hans Peter Koidl, der stets um Auklärung in d er Bevöl- kerung bemüht i st. „Wir sind überparteilich, vor allem eine Friedensbewegung. Wir wol- len stets daran erinnern, dass ganze Generationen unter den Kriegen schwer gelitten haben und gedenken den gefallenen und verwundeten Soldaten. “ Waidringer Veteranen bereits 1871 gegründet Im Bezirk Kitzbühel i st der Ka- meradschatsbund seit der zwei- ten Hälte d es 19. Jahrhunderts verankert. Nach der Niederlage der Habsburger Armeen im Sar- dinischen Krieg (Schlacht von Solferino 1859) haben sich hier die ersten Formationen gebil- det. Ehemalige Soldaten fanden sich in Militär-Veteranen-Ver- einen zusammen, weil es da- mals für die a us den Feldzügen Heimkehrenden, selbst für die Schwerverwundeten, keine ma- terielle Unterstützung g ab. Die soziale Hilfestellung und das Eintreten für in N ot geratene Menschen waren die Beweg- gründe, d ass sich vor über 180 Jahren die Vorgänger d es öster- reichischen Kameradschats- bundes formiert haben. Die Gründung des Veteranenver- eines Waidring 1871 markierte den Beginn des heute 18 Orts- gruppen umfassenden Kame- radschatsbundes im Bezirk Kitzbühel. G efolgt von den Kitz- bühelern, die i hre Ortsgruppe 1876 ins Leben riefen und den Jochberger Heimkehrern, die sich 1879 in einem Verein zu- sammenschlossen. Auch die Soldaten des Ersten und Zwei- ten Weltkrieges traten den frü- heren Veteranenvereinen und heutigen Kameradschatsver- bänden bei, dem ÖKB bei, der im Übrigen 1 938 aufgelöst und 1948 neu organisiert worden ist. Neue Ziele und Ausrichtungen Heute ist der Kameradschats- bund freilich keine leidgeprüte Schicksalsgemeinschat mehr. Der letzte Krieg liegt zum Glück knapp 70 Jahre zurück, s eine we- nigen noch lebenden Kriegsteil- nehmer sind mittlerweile hoch betagt. Warum, so dürte s ich nun der eine oder andere fragen, ist der Kameradschatsbund in noch derartigem Ausmaß exis- tent? „Unsere Ziele haben sich geändert, w ir sind eine Werte- gemeinschat geworden“, erklärt Bezirksobmann Koidl. Als Ziele des Tiroler Kame- radschatsbundes nennt er die Wahrung überlieferter Tradi- tionen, die Plege der Kame- radschat, die Erhaltung hei- mischen Brauchtums rund um den kirchlichen und weltlichen Festkalender und vor allem die Friedenssicherung: „Wir setzen uns aktiv für F rieden in Frei- heit, Würde und D emokra- tie ein und verachten Krieg, Gewalt, Unterdrückung, T er- rorismus und Extremismus.“ Darüber h inaus sei man dem österreichischen Bundesheer eng verbunden. Denn nicht selten sind die Mitglieder des ÖKB a uch aktive oder ehema- lige Soldaten. Die Plege von Kriegsgräbern und -friedhöfen i st den Kame- raden ein großes A nliegen. Ge- meinsam mit den Mitgliedern des Schwarzen Kreuzes und des österreichischen Bundes- heeres betreuen sie diese Ge- denkstätten und sie investieren auch viel Zeit in die Restaurie- rung von Denkmälern: S o ha- ben die Jochberger Kamera- Bezirksobmänner s eit 1954 Josef Oberhauser, Kitzbühel (1954 bis 1980); Ägyd Knoll, Kitzbühel (1980- 1982); Franz Höck, Oberndorf (1982- 2001); Josef Ober- moser, Aurach (2001 – 2012); Hans-Peter Koidl (Bild), Jochberg, seit 2012. Die Bergmesse beim Heimkehrerkreuz auf der Buchensteinwand ist seit 1949 ein wichtiges Ereignis für die Kameradschaften im B ezirk.
< Page 36 | Page 38 >
< Page 36 | Page 38 >