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Aktuell 6 Ausgabe 1 Der plötzliche T od von Udo Jürgens erschüttert auch viele Kitzbüheler. Fast zehn Jahre lebte der Kärntner mit seiner Familie auf der Bichlalm in Kitzbühel und hatte viele Freunde in der Gamsstadt. Schon ganz am Anfang sei- ner Karriere sorgte er als schlaksiger, junger Sänger für B egeisterung im Café Klausner in St. Johann. Kitzbühel | „Er war nicht nur ein Kunde, er war auch ein Freund“ – nicht nur Missen-Macher Hel- mut Gruber, sondern auch viele andere Kitzbüheler zeigten sich bestürzt, a ls sie vom plötzlichen Tod Udo Jürgens h örten. Z ehn Jahre lang hatte der gebürtige Kärntner m it seiner Familie – Frau Panja und den Kindern Je- nny und John – seine Zelte in Kitzbühel aufgeschlagen und lebte friedlich inmitten der Kitz- büheler. E in Höhepunkt in d en 1980-er–Jahren war ein Open- Air-Konzert in der Innenstadt, wo er sich im Rahmen eines Festes des Vereins „Die Kitz- pichler“ ans Klavier setzte. Es waren schlussendlich die ös- terreichischen Finanzbehör- den, die seine 16-Zimmer-Villa pfändeten und den S uperstar in die Schweiz vertrieben. Schlaksiger Bursch am Klavier Doch bereits Jahre vorher war Udo Jürgens – d amals noch mit seiner „Udo Bolán B and“ gern gesehener Gast im Be- zirk. Viele St. Johanner erinner- ten sich noch an den schlaksi- gen, feschen Kerl, der im Café Klausner mit seinen Melodien begeisterte. Damals hätte noch keiner ahnen können, einen zu- küntigen S uperstar vor sich zu sehen, der da bescheiden am Klavier saß. Nur einige Jahre später ließ er sich dann in Kitzbühel n ie- der. „Anfänglich g ehörte i hm das Haus Anuschka – der Name stammt von einem seiner Hits – in der Nähe d er Badhaus- siedlung“, erinnert sich Hel- mut Gruber, der als Schneider- meister schon damals für Udo Jürgens a rbeitete. Das Appar- tementhaus verkaute Udo Jür- gens schließlich und e rwarb da- für e ine 16-Zimmer-Villa auf der Bichlalm, in der er mit seiner Fa- milie wohnte. Private Filmauf- nahmen, die nach wie vor im Internet kursieren, zeugen von einem harmonischen Familien- leben – mit Schneeballschlach- ten und Schwimmrunden im ei- genen Pool sowie Auslügen an den Schwarzsee. Gern erinnert sich Helmut Gruber an lustige Abende beim Gletscherwirt – von der Arroganz eines Super- stars war da keine Spur. „Udo war immer normal, leger und nett“, sagt Gruber, „er war ei- ner von uns. Das werden auch sicher viele andere Kitzbüheler bestätigen.“ E r könne s ich er- innern, dass an einem Abend eine beschwipste Frau Jürgens beschimpte, er sei eine Gefahr für die J ugend. „Das nahm er ihr aber gar nicht übel. I m Gegen- teil, er lud die Frau samt Mann und Tochter zu sich nach Haus ein. Gekommen ist dann nur der Mann und die Tochter - die Frau schämte s ich wahrschein- lich. Sie verlebten einen netten Nachmittag am Pool. Auch das war Udo“, so Gruber. Mitte der 70er-Jahre allerdings war es vorbei mit der Kitzbühe- ler Idylle. Der damalige öster- reichische Finanzminister Han- nes Androsch suchte Mittel und Wege um das katastrophale Bun- desbudget aufzufetten und star- tete einen Steuer-Feldzug. „Da ist es nur billig, dass auch die Prominenz zahlt“, so Androsch. Er wollte die große S chröpfung auch auf jene ausdehnen, denen traditionell ein gestörtes Verhält- nis zum Steuerzahlen anhatet: den Stars von Bühne, Pult und Piste (Der Spiegel, Oktober 1977, Anm.). Während g roße N amen wie Herbert von Karajan, Peter Alexander oder Nikia Lauda be- reits ihre Hauptwohnsitze bzw. Firmensitze in andere europä- ische Länder verlegt hatten, wurde Udo Jürgens zur G ans, die goldene Eier legen sollte. Der Sänger h atte primär s ein Geld in Deutschland ersungen und es dort auch versteuert, doch laut den österreichischen Finanzbe- hörden h abe sich „Jürgens m ehr als 180 Tage pro Jahr in Öster- reich aufgehalten. Damit steht Androsch das Recht zu, an den Auslands einkünten des Trou- badours voll mit zu naschen“ (Der Spiegel Anm.). Villa gepfändet Und um an diese Steuergelder zu kommen, setzte sich die Republik Österreich s elbst mit einer Steuerforderung von 14 902 943 Schilling (rd. 1,1 Mio. Euro) ins Kitzbüheler G rund- buch. Und die Behörden s pran- gen mit Udo Jürgens - der zu diesem Zeitpunkt 120 Prozent Steuern zahlte – nicht gerade zimperlich um. „Ich habe Udo einmal vor einem Konzert in Innsbruck seinen Anzug ins Ho- tel gebracht. Zwei Stunden vor seinem Autritt war die Polizei im Hotel aufgetaucht“, erzählt Helmut Gruber. Man habe ihn wie einen Kriminellen behan- delt, habe er geklagt. Damit war Udo Jürgens Z eit in Kitzbühel abgelaufen – er verkaute das Haus in der Gamsstadt, zahlte die Steuern und übersiedelte nach Zürich. E in verständlicher Schritt: Dort zahlt er maximal 46 Prozent Steuern- statt 56 in Deutschland und noch einmal 62 in Österreich. „Er ist aber schon noch nach Kitzbühel g ekommen“, weiß Helmut Gruber. Zum Hah- nenkammrennen und ähnli- chen Anlässen, zumal U do Jür- gens auch mit den aus Kärnten stammenden Dumba-Brüdern Nicolaus und Constantin gut befreundet war, die in Kitzbü- hel einige In-Lokale betrieben. Margret Klausner Udo Jürgens l ebte fast zehn Jahre in Kitzbühel – S teuern trieben ihn in die Schweiz „Udo war ein super Mensch“ Das Haus auf der Bichlalm, dass die Finanzbehörden pfändeten. Foto: Gruber Helmut Gruber mit Udo Jürgens in seiner S chneiderei in Kitzbühel. F oto: Rußegger
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