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Kitzbüheler Heimatblätter Heimatblätter Nr. 6/2014 in der Napoleonischen Zeit (1807). Nach zwischenzeitlich anderen Zuordnungen gehört es seit 1817 wieder zum Erzbis- tum Salzburg. Die Seelsorgsstelle Kitzbü- hel, von der bereits aus dem 8. Jahrhundert Spuren erhalten geblieben sind, war Filiale der Altpfarre St. Johann im Leuken- tal. Der verantwortliche Seel- sorger, seit dem Spätmittelal- ter Vikar, seit 1857 Pfarrer, dem Pfarrer bzw. Dekan von St. Jo- hann in gewisser Weise unter- geordnet, leitet mit oder ohne Unterstützung v on Hilfspries- tern seinen Seelsorgssprengel, die Kreuztracht Kitzbühel. Die Kreuztracht umfasste das Wohngebiet jener Gemein- schat von Gläubigen, die s ich beim Gottesdienst vor dem Kreuz der Seelsorgsstelle ver- sammelt und bei Prozessionen und Wallfahrten hinter deren Kreuz nachgeht. Sie umfasste also das Hoheitsgebiet der 1271 gegründeten S tadt zwischen Eh- renbach, Gänsbach und A che mit Einschluss des Kirchenhü- gels und außerdem j ene Teile der früheren Landgerichtsviertel Jochberg, Reith und St. Johann, die um 1830 zur dörlichen p o- litischen Gemeinde Kitzbühel – Land (Landgemeinde Kitzbü- hel) zusammengefasst und mit Jahresbeginn 1938 mit der Stadt Kitzbühel v ereinigt wurden. Lange Zeit gehörte auch das Gebiet von Aurach zur Kreuztracht, und mit Einschluss von Aurach dürten d ort im 17. Jahrhundert rund 2600 Perso- nen gewohnt haben. Bei konkreter Betrachtung des 17. Jahrhunderts zeigt sich äußerst Unerfreuliches, aber auch viel Erfreuliches. Zunächst zum Unerfreulichen. Bereits seit dem beginnen- den 16. Jahrhundert bestanden zwei große Gefahrenkomplexe, die wie Unheil verheißende schwarze Wolken über d em christlichen Abendland aufzo- gen: die Expansionsbestrebun- gen des vom sunnitischen Islam geprägten Osmanischen Rei- ches und die Krise der abend- ländischen Christenheit. „Türkensteuern“ und Kirchenspaltung Das Osmanische Reich trachtete seit dem 15. Jahrhundert seinen Machtbereich in Europa auszu- dehnen. Es versuchte, vom Bal- kan aus nach Ungarn und von dort weiter vorzudringen. In Ungarn war seit 1526 ein Habs- burger, Ferdinand I., der auch Tiroler Landesfürst war, K ö- nig. Die erste Belagerung Wi- ens durch die Türken im J ahr 1529 konnte glücklicherweise abgewiesen werden, es kam je- doch danach immer wieder zu Vorstößen der Osmanen, und bei deren Abwehr gab es ot Rückschläge. Das Haus Habsburg und die von ihm regierten Völker und Länder h atten nun für zweihun- dert Jahre für d as übrige E uropa die Last der Zurückdrängung der osmanischen Expansions- bestrebungen zu tragen. Die Bevölkerung im R aum Kitzbühel war, a bgesehen von einer unterschwelligen ständi- gen Angst vor diesen anders- gläubigen o rientalischen Krie- gerscharen, vor allem inanziell durch häuige E xtrasteuern, die so genannten „Türkensteuern“ zur Finanzierung der Abwehr- bemühungen, betrofen. Als die Türken 1683 n euerlich vor den Mauern Wiens erschienen, um die Stadt zu erobern, da wurde weithin klar, wie groß die G e- fahr für E uropa ist. Der Ent- satz der Stadt Wien gelang, die vom Osmanischen Reich aus- Die Dominikaner erkämpften, dass das V ikarshaus zu einem kleinen Kloster aus- gebaut wird, in dem auch eine Hauskapelle errichtet wurde. Foto: Stadtbuch Kitzbühel III (Herta Walch) Der Bildhauer Benedikt Faistenberger und der Maler Veit Rabl schufen 1653 den Altar der Hauskapelle im Dominikanerkloster (heute Hauskapelle des Pfarrhofs). Foto: Ludwig Neuhauser (Barock in Kitzbühel, 1971)
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