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Kitzbüheler Heimatblätter Heimatblätter Nr. 6/2014 Kitzbühel. Das Passauer Bild ist eine Kopie des berühmten Bildes von Lucas Cranach d. Ä., d as seit 1650 in Innsbruck (Pfarrkirche, nunmehr Dom) zur öfentlichen V erehrung aus- gestellt ist. Nachhaltiger Einluss der Dominikaner Das Kitzbüheler Mariahilf- Bild war alsbald das Ziel zahlreicher Pilger, die hier vertrauensvoll um Hilfe in ihren Nöten b a- ten oder für zuteil g ewordene Hilfe dankten. Der jetzige Al- tar wurde um 1700 geschafen, der Kirchenraum 1738 – 1740 in barockem Stil neu gestal- tet und 1778 durch ein schö- nes Gitter ergänzt. Entscheidend für K itzbühels Entwicklung auf religiösem und kulturellem Gebiet war die Übertragung d es Vikariats an den Predigerorden, die Domi- nikaner, im Jahr 1640. Dieser Orden konnte bis zur Auhe- bung des Kitzbüheler K löster- leins im Jahr 1784 und darü- ber hinaus dafür g arantieren, dass seine Patres die für die Seelsorge nötige A usbildung und Fähigkeit besitzen. Nach- dem sie die schwierigen ersten Jahre durchgestanden hatten, verstanden sie es, die genann- ten Gegebenheiten – Rosen- kranzbruderschat, Wallfahrt, fähige K ünstler a m Ort – mit großem E rfolg für i hr seelsorg- liches Wirken zu nützen. D er Pfarrhof wurde aufgestockt, er- weitert und mit einer Hauska- pelle versehen. Hier wohnten dann bis zu sechs Patres und einige Fratres. Gegen Ende des 17. Jahrhun- derts schließlich stitete der nunmehrige Lehensherr Graf Johann Raymund von Lam- berg in Kitzbühel e in Kapuzi- nerkloster, dessen Kirche 1702 geweiht wurde. Die Kapuziner wirkten – ausgenommen die Zeit der Auhebung durch die Nationalsozialisten 1940 bis 1945 – segensreich bis in un- sere Tage, dieses Wirken set- zen seit 2002 die Franziskaner der Immaculata fort. Barockkunst für die Kirchen Den Dominikanern war es wich- tig, die frohe Botschat Jesu in einem schönen, feierlichen Kir- chenraum zu verkünden. Die Vikariatskirche war ein Gottes- haus gotischen Stils (Presbyte- rium aus dem 14. Jahrhundert, Langhaus zwischen 1435 und 1506 erbaut), die Dominika- ner ließen die K irche nun im Stil der Zeit, dem Barock, neu gestalten. Es wurde eine neue Kanzel mit dem Bild des Or- densgründers, d es hl. Domini- kus, geschafen. Es folgten ein neuer Hochaltar, der das Zen- trum der Rosenkranzbruder- schat wurde, Seitenemporen Der erste Vikar aus dem Dominikanerorden war P. Urban Pyrck (Ölgemälde im Pfarrhof), zur Zeit des vierten Vikars Ludwig Laykum (1663 - 1667) wurde bei Egedacher das Orgelpositiv erworben. im Presbyterium, neue Seiten- altäre und e ine neue Empore für Orgel und C hor. Den Pat- res gelang es, die Bevölkerung für die F inanzierung dieser kostspieligen Veränderungen zu gewinnen. Investitionen für Kirchenmusik Den Dominikanern lag aber nicht nur viel an einem würdi- gen äußeren Rahmen für G ot- tesdienste und Andachten, son- dern auch an deren feierlicher Gestaltung durch Gesang und Instrumentalmusik. Der Ankauf des Positivs von dem bekannten Meister Chris- toph Egedacher im Jahr 1664 ist vor diesem Hintergrund zu sehen. 1667 wurde mit Egeda- cher die Schafung einer neuen großen Orgel f ür die Hauptkir- che vereinbart, und der Meis- ter schuf sie 1668. Diese Orgel diente dann sehr lange der fei- erlichen Gestaltung von Gottes- diensten und Andachten. Von der großen Orgel i st nur mehr das Gehäuse mit dem schönen, v on Kitzbüheler K ünst- lern des 17. Jahrhunderts geschaf- fenen Prospekt erhalten. Umso größer darf die Freude darüber sein, dass das Positiv von 1664, das später in die Liebfrauen- kirche kam, dort die Zeitläufe überstanden hat. Der Historiker Dr. Manfred Rupert befasst sich mit hoher fachlicher Kompetenz vor al- lem mit der Geschichte seiner Heimatstadt, unterstützte m aß- geblich mehrere Autoren für das vierbändige „Stadtbuch Kitz- bühel“, v erfasste selbst Beiträge und legte als Dissertation „Bei- träge zur s pätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen H ütten- geschichte von Kitzbühel u nd Umgebung“ (erschienen in Ar- chaeologia Austriaca, 1975) vor, ordnete vor der Rückführung das nach Innsbruck ausgela- gerte Stadtarchiv, forschte ne- ben seiner berulichen Tätigkeit im Tiroler Landesarchiv weiter zur Kirchen-, Stadt- und Ber- gbaugeschichte und ist erster Ansprechpartner bei wissen- schatlichen Anfragen, aber auch als Obmann des Krippen- vereins tätig. Der international anerkannte Orgelforscher Ing. Reinhard Böllmann beschätigt sich seit vielen Jahren mit der Orgelbauerdynastie Egeda- cher und mit dem Positiv in der Liebfrauenkirche. Der Konzertmusiker und Mu- sikpädagoge Johannes Ga- steiger und das Kulturreferat der Stadt (Leiter Hans Pe- ter Jöchl) v eranstalteten im Jubiläumsjahr ein Konzert mit Prof. Kurt Estermann und ein Fachgespräch, d as die weit überregionale Be- deutung der „kleinen Ege- dacher“ aufzeigte. In der wissenschatlichen Reihe „Tiroler Orgellandschaten“ (Schritleitung Prof. Kurt Es- termann) ist eine umfassende Publikation über die E geda- cher-Orgeln in Kitzbühel in Vorbereitung, für die inter- nationale Experten Beiträge zugesagt haben. Bei der Festveranstaltung in der Frauenkirche verdeut- lichte Dr. Manfred Rupert Voraussetzungen, Entwick- lungen und Geschehnisse im 17. Jahrhundert. In der wissenschatlichen Reihe „Tiroler Orgellandschaten“ (Schritleitung Prof. Kurt Estermann) ist eine Publi- kation über E gedacher und seine Werke in Kitzbühel in Vorbereitung.
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