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Aktuell 8 Ausgabe 1 Zum dritten Mal war der St. Johanner Ortho- pädie-Chef Dr. R obert Siorpaes Anfang Novem- ber für z wei Wochen in Kambodscha, um dort in einem Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Phnom Penh sein Knowhow zur Verfügung zu stellen: er vermittelte neueste Opera- tionstechniken im Bereich der Orthopädie. St. Johann, Phnom Penh | Kambod- scha ist eines der ärmsten L än- der der Welt – und fast 40 Jahre nach Ende der Pol-Pot-Dikta- tur, die zwei Millionen Tote for- derte, fehlt es in der Gesund- heitsversorgung noch immer an allen Ecken und Enden: Gerade 27 Ärzte h atten die Schreckensherrschaft der Roten Khmer überlebt, ein Aderlass, der bis heute nachwirkt. Es fehlt an medizinischen Einrichtun- gen, es fehlt an gut ausgebilde- ten Ärzten, es fehlt an Geld und – es fehlt an Knowhow. „Es sind intensive Wochen, bei denen ich täglich im O P stehe. Allerdings operiere ich kaum selbst, sondern gebe meine Kenntnisse an die Kollegen vor Ort weiter, die diese dann gleich anwenden können. D as ist Hilfe zur Selbsthilfe“, schildert Sior- paes seinen Einsatz im CSC-Kin- derkrankenhaus in Phnom Penh, bei dem er als einer der füh- renden österreichischen Fach- leute für E ndoprothetik (die Im- platation künstlicher Gelenke) seine Erfahrungen direkt im OP vermittelt. Erstes künstliches Knie gelenk in Kambodscha Diesmal konnten sich Sior- paes und seine kambodschani- schen Kollegen über e ine ganz besondere medizinische Leis- tung freuen: Das erste künstli- che Kniegelenk in Kambodscha wurde von einem Ärzteteam un- ter Leitung des Tiroler Ortho- päden implantiert. „ Für uns n a- türlich ein besonderes Erlebnis – in den nächsten T agen wur- den gleich etliche weitere Ein- griffe erfolgreich durchgeführt.“ Unterstützt w urde Siorpaes von seiner Tochter Kristina – eben- falls Ärztin, und d eren Lebens- gefährten, e inem Orthopäden. Lehrprogramm für Implatation Prim. Robert Siorpaes startete 2012 ein Lehrprogramm zur Implantation von künstlichen Hüftgelenken f ür s eine Kolle- gen in Phnom Penh – ein Ver- fahren, das heute Standard im CSC-Krankenhaus ist und mit dessen Hilfe der Leidensweg vieler Patienten beendet wer- den konnte. Aber nicht nur sein Fachwissen vermittelt Si- orpaes, sondern er organisiert auch die Beschaffung der nöti- gen, hochwertigen Implantate. Krankenhaus für mittellose Patienten Das CSC-Kinderkrankenhaus ist übrigens n icht nur Anlauf- stelle für j unge Patienten. Auch viele mittellose Erwachsene neh- men die Leistungen des Hau- ses in Anspruch, da es eines der wenigen Krankenhäuser ist, in dem die Behandlung gratis ist. Anfangs stand die Versorgung von Landminenopfern im Vor- dergrund, doch diese Problema- tik ist inzwischen zum Glück in den Hintergrund getreten. Heute ist die Klinik auf Augenkrank- heiten, plastische Wiederher- stellungschirurgie und Ortho- pädie s pezialisiert. Dazu zählen: Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Klumpfüße, Minenverletzun- gen, Verbrennungen, Säureun- fälle, Augen-Operationen, die Versorgung mit Prothesen so- wie die Behandlung von Hüft- leiden. Zudem werden auch junge Ärzte a usgebildet – das Haus gilt als Vorzeigeklinik im gesamten Land. Eines der wenigen GratisKrankenhäuser Über 3 0 Jahre nach dem Ter- rorregime Pol Pots hat Kam- bodscha wieder junge, enga- gierte Mediziner, doch das Gesundheitssystem lässt sich mit westlichen Standards nicht vergleichen. Für m edizinische Versorgung muss bezahlt wer- den, die wenigen Krankenhäu- ser, die ihre Leistungen gratis anbieten, sind hoffnungslos überlaufen. D as CSC (Child- ren’s Surgical Center) ist eine dieser Einrichtungen. Finan- ziert wird das Haus als Chari- ty-Projekt von amerikanischen und asiatischen Gönnern. M e- diziner aus der ganzen Welt – wie Dr. Siorpaes als Spezialist für K unstgelenke, Knie- und Fußchirurgie – unt erstützen das Haus mit ihrem Fachwissen. Entwicklungshilfe ganz persönlich Übrigens: P rimar Siorpaes nimmt Entwicklungshilfe sehr persönlich. B ereits mehrfach waren junge Mediziner aus Kambodscha in St. Johann zu Gast, um direkt an der ortho- pädischen A bteilung zu lernen, ihren Kollegen am BKH St. Jo- hann im OP über die S chulter zu schauen und sich aus erster Hand über die neuesten Opera- tionstechniken zu informieren. Sie sind dann zu Gast im Haus von Robert Siorpaes. Die Fortführung dieses A us- tauschprogramms ist geplant. Ein privater Gönner, d er unge- nannt bleiben möchte, h at mit seiner Unterstützung die F ort- führung d es Projektes für die nächsten drei Jahre gesichert. Hilfe zur Selbsthilfe: Tiroler Operations-Knowhow für K inderklinik in Phnom Penh (Kambodscha) Robert Siorpaes hilft in Kambodscha Primar Robert Siorpaes bei seinem Einsatz im CSC-Krankenhaus in Phnom Penh, wo er seinen kambodschanischen Kol- legen neueste Operationstechniken vermittelte. Foto: Siorpaes
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