Kitzbüheler Anzeiger

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Siegfried Egger, der Ob- mann des österreichischen Fachverbands für Hotel- lerie, bewertet im Inter- view mit dem Kitzbüheler Anzeiger die aktuelle Lage der Branche. Bezirk | Kürzlich nahm der bun- desweite Koordinierungsaus- schuss Tourismus Österreich (KAT) seine Tätigkeit a uf. Was kann sich die Hotellerie davon versprechen? In diesem Gremium sitzen die wichtigsten Vertreter der Tou- ristiker sowie die Top-Praktiker. Das hat den Hintergrund, dass wir gemeinsam ein Netzwerk schafen, das die gemeinsame Meinung des Tourismus abbil- det. Das gab‘s bereits in Tirol, nun auch auf Bundesebene. Es soll kein Weg am KAT vorbei- führen. W ir wollen dabei un- sere Vorschläge ü berbringen, damit die Politik handeln kann. Das hema Fachkräteman- gel war ja ein drängendes in der vergangenen Zeit. Gibt es hier Lösungsansätze? Wir müssen b ei einem ande- ren Punkt anfangen. In Tirol ha- ben wir von 2001 bis jetzt in der Hotellerie um 50 Prozent mehr Arbeitsplätze g eschafen. Wir hatten eine zeitlang viele deut- sche Arbeitskräte und a uch wel- che aus anderen Ländern. D as Problem ist, dass diese Mitar- beiter nicht jahrelang bleiben. Mir ist auch wichtig zu beto- nen: Wir haben heute in der Branche nicht einen Einhei- mischen weniger beschätigt als noch vor zehn Jahren. Al- lerdings haben wir mehr Ar- beitsplätze in diesem S egment. Wenn man weiß, d ass zum Bei- spiel die Schüler v on Touris- musschulen in andere Bran- chen wechseln, dann müssen wir entsprechende Rahmenbe- dingungen schafen, dass man an uns als Arbeitgeber nicht mehr vorbeikann. Wir in Tirol zahlen die höchsten T ourismus- löhne. Allerdings können viele nur sieben bis zehn Monate Ar- beit bieten. Daher müssen w ir verstärkt G anzjahresbetriebe ansiedeln. Bei uns im Bezirk haben wir schon viele davon. Dadurch werden wir attrakti- ver. Ich lasse nicht gelten, dass die Hotellerie schlecht bezahle. Ich behaupte, wer in der Bran- che schlecht bezahlt, der kriegt in der Regel auch keine Mitar- beiter. Am liebsten wäre u ns natürlich, w ir würden F ach- kräte b ekommen. Da braucht es Modelle. Wir müssen a uf lexiblere Arbeitszeiten drän- gen. Man muss auch über die Zumutbarkeit diskutieren. Es kann doch nicht sein, dass wir einem Portugiesen zumuten können, zum A rbeiten nach Österreich zu kommen, aber nicht einem Burgenländer, nach Tirol zu gehen. Die Österreichische Hote- liervereinigung forderte kürz- lich eine Exit-Strategie für überschuldete Hotelbetriebe. Wie sieht die Situation im Be- zirk aus? Es gibt auch im Bezirk einige Betriebe mit hohem Investiti- onsstau. Hier muss man helfen – mit vernüntigen B etriebs- übernahmen oder Ausstiegs- strategien, z.B. durch Steuerer- leichterungen. Und man sollte familiäre Ü bergaben nicht be- strafen. Ich denke, es schadet durchaus nicht, wenn man ei- nen Betrieb nach der Übergabe – solange keine Gefahr im Ver- zug ist – die ersten vier, fünf Jahre nicht mit Grausligkeiten wie Betriebsanlagenprüfun- gen traktiert. Junge Leute kann man motivieren mit Maßnah- men wie Investitionszuschüs- sen und -freibeträgen. Derzeit sind im Bezirk einige Projekte für C halet- bzw. Ho- teldörfer im G espräch. B raucht es das überhaupt? Trends verändern sich. Das bestimmt der Kunde. Ich habe nichts gegen Chalets, wo der Markt das fordert, aber durch- aus habe ich etwas gegen lä- chendeckende Veränderung. Der gesunde Mix macht‘s aus. Einen großen Schritt weiter ging es beim hema Buchungs- plattformen. Die Hoteliers müssen s ich jetzt keine Preise mehr diktieren lassen. Was gibt es dazu für R ückmeldungen? Das ist europaweit nahezu einmalig, das gibt‘s nur in Frankreich und Österreich. Früher konnten die Vermieter nicht reagieren, z.B. am Frei- tag die Preise senken, wenn am Samstag noch Kapazitäten f rei sind. Aber es kann schließlich nicht sein, dass die Plattformen sich im Wettbewerb bewegen dürfen und i ch als End-Dienst- leistungsgeber nicht. Wie ist der Umgang mit dem Privatquartier-Portal „Airbnb“? Bei „Airbnb“ wüns che ich mir einen Mitbewerb auf Au- genhöhe, d as heißt, die h aben genauso die Kurtaxe abzufüh- ren und Steuern zu zahlen. Airbnb ist schon eine Chance für die k leinen Privatzimmer- vermieter. Mir geht‘s nur um solche, die als kurtaxen- und steuerfreie Konkurrenz agie- ren. Hier braucht es eine eu- ropaweite Lösung. Die F inanz- minister der Länder sollen sich zusammen setzen. Das Haupt- problem mit Airbnb haben die Städte. In den Tiroler Regionen ist das hema noch eher klein. Elisabeth Galehr Der Obmann des Fachverbands für H otellerie, Siegfried Egger, im Gespräch m it dem Anzeiger Licht und Schatten in Hotelbranche Siegfried Egger verweist auf einige Erfolge für die T ouristiker, weiterhin drän- gend ist das Problem mit den Fachkräften. Foto: Galehr WIRTSCHAFT
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