Kitzbüheler Anzeiger

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Kitzbüheler Heimatblätter Heimatblätter Nr. 10/2023 Hütte liegen die T rümmer v on Velberberg, dem Stammsitz ei- nes Geschlechtes, welches an- geblich zu den Zeiten Karls des Großen die hier wohnenden Heiden bezwang. ) Zu St. Johann ist ein Straßen- knoten, ähnlich d em von Wörgl. Ein Weg führt ü ber Waidring nach Lofer, der andere, welcher jedoch für s chweres Fuhrwerk nicht geeignet ist, über H och- filzen in den Pinzgau. Ein langer, dunkelgrüner S ee Nachdem der Himmel sich ge- klärt h atte, folgte ich diesem nach Fieberbrunn, wo eine Ei- senschmelze besteht. Von dort leitet ein Pfad in das Pillersee, so heißt e in Tal, welches an erns- ter Schönheit und i dyllischer Ruhe fast mit dem Achental wetteifern darf. ) Ein schma- ler, aber langer dunkelgrüner See spiegelt links die Wälder, rechts die stolzen Gipfel des Kalkgebirges, welches im Jahr von wildem Kampfge- schrei der Tiroler und Bayern widerhallte. Keine Gemälde v on Leonardo da Vinci Etwa in der Mitte des Ufers liegt ein friedliches Dörfchen, a us dem sich ein massives schloß- artiges Gebäude e rhebt – das Stra aus für den Klerus der Salzburger Diözese.) Am nördlichen Ende des Sees ragt ein Hügel a us grünen W ie- sen mit einem gotischen Kirch- lein auf der Spitze. Es ist dem heiligen Adolar geweiht, und der Sage nach das älteste in d er Gegend. An den Innenwand befinden sich zwei Gemälde, welche Leonardo da Vinci ge- malt haben soll, obwohl er nie über den Brenner gekommen. Nun verengt sich das Tal, der Bach läu d urch eine Schlucht, welche nicht von zusammen- hängenden Felswänden, son- dern von einzelnen Schrofen, die in allerlei kühnen S tellun- gen den Einsturz drohen, ge- bildet ist. ) Nachdem man aus dieser Wildnis herausgetreten, öffnet sich das Tal wieder, ein- zelne Höfe liegen unter A horn- bäumen a m Abhang zerstreut, auf welchem die einfache Kir- che von Waidring steht. Ein stattliches Postgasthaus Das Posthaus ist ein großes, stattliches Gebäude, w ie man es in einem schlichten Dorf nicht erwartet. Freilich war es für andere Zeiten berechnet, wo noch die Eisenbahn nicht allen Verkehr an sich gerissen hatte, und abends o , trotz der lan- gen Reihe von Zimmern, keine Unterkun zu finden war. Im Flur des Hauses ist ein kunst- loses Gemälde aufgehängt, wel- ches aus der Vogelperspektive eine Übersicht der Gefechte am Pass Strub gibt, denn der Großvater d es Postmeisters war einer der Anführer gewesen. Auf dem Friedhof liegt der Schützenhauptmann Schlumpf begraben, welcher am Berg- isel ehrenvoll mitfocht, beglei- tet von seinem weißen Pudel, der bei jedem Sturm voran lief. Vor ihm starb noch sein Sohn Sigmund, ein talentvoller jun- ger Poet. Er ruht in wälscher Erde zu Padua, wo er Medizin studierte ). Der Postmeister redete mir zu, die Kammerkar ) zu be- steigen, indem er mir die herr- liche Aussicht pries, die gar wohl neben der Hohen Salve gerühmt zu werden verdiene, leider aber zu wenig bekannt sei, um die Fremden anzulo- cken. Ich fühlte m ich dadurch umso mehr getrieben, diesen Ausflug zu unternehmen, da ich ihn schon seit Langem ver- schoben hatte. Überall sieht man Versteinerungen Mit dem Grauen des Morgens stieg ich daher das sehr steile, waldige Gehänge h inan, von Zeit zu Zeit rastend oder ei- nen Blick auf die Landscha werfend, welche in der Däm- merung vor mir lag, während die höchsten Bergspitzen be- reits rosig leuchteten. Man durchquert hier die Schichten vom Keuper bis zum oberen Jura; überall s ieht man Versteinerungen. Bei dieser üp- pigen Weide vergaß i ch Schweiß und Mühe und a rbeitete bis ge- gen vier Uhr mit Meißel und Hammer, dass die Splitter flo- gen. Endlich war der Magen nicht mehr zu beschwichtigen; sehr zufrieden mit dem Erfolg versteckte ich die Beute un- ter Gestrüpp, k ehrte auf dem Pfad zurück und e rklomm das höchste Plateau, welches völ- lig von Bäumen e ntblößt, aber prangend im üppigen G rün a uf einer Unterlage von rotem Mar- mor sich ausbreitet. Zwischen den kleinen Hügelwellen lagen die Almhütten. Marmorbruch und Ammoniten Der Senner auf der Alm des Postmeisters war von meinem Kommen schon unterrichtet und erbot sich sogleich, mir ei- nen Schmarrn zu kochen. Ich ging nach dem Essen wieder vor die Hütte. Die K uppe des Joches schimmerte so einladend im goldenen Grün, d ass ich der Versuchung nicht widerstehen St. Adolari am Pillersee, Verlag von Josef und Johanna Kienpointner. Foto aus „Chronik von St. Ulrich am Pillersee“, Herausgeber Gemeinde (1976) Die schluchtartige Enge der „Öfen“ erhielt erst 1893 einen Fahrweg. Adolf Pich- ler wanderte 20 Jahre früher v on St. Adolari nach Waidring. Foto aus „Der Bezirk Kitzbühel in v ergangenen Tagen“ von Hans Steiner (1997).
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