Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Kitzbüheler Heimatblätter Schriftleitung: Hans Wirtenberger Nr. 8/2024 (270) 34. Jahrgang Weil er sich nach einer strapaziösen F ahrt in Kitzbühel ausschlief und ihn seine Frau am Telefon verleugnete, kam ein Mit- verschworener des 20. Juli 1944 nicht zum Einsatz. Er entging der von Hitler an- geordneten Vernichtung, weil seine Verbindung mit Claus Graf von Stauf- fenberg nicht aufgedeckt wurde. Von Hans Wirtenberger Hans Heinrich Herwarth von Bittenfelden ( – ) war bis im diplomatischen Dienst in Moskau, ab Ad- jutant von General der Kaval- lerie Ernst August Köstring, dem Kommandeur der Ost- truppen, nach dem Krieg folgte eine weitere Beamtenkarriere in der Bayrischen Staatskanz- lei in München, a ls Botscha er und Protokollchef unter Bun- deskanzler Konrad Adenauer in Bonn. ) Gegen die Ostpolitik Hitlers Die Lebensgeschichte von Her- warth ist ungewöhnlich. E r in- formierte in Moskau befreun- dete westliche Diplomaten von einem geheimen Zusatz des Hit- ler-Stalin-Abkommens ( ), der die Au eilung Polens vor- sah. Im Jahr gab er die An- griffspläne H itlers auf die So- wjetunion an die Amerikaner weiter. Er tat dies als entschiede- ner Gegner von Hitlers Ostpoli- tik. Weil sein Bemühen erfolglos blieb, wurde es nie aufgedeckt. Innerhalb der Heeresgruppe Süd war er ein führender Mitarbei- ter bei der Anwerbung fremd- völkischer übergelaufener So- wjetsoldaten und vertrat die Wehrmacht bei der Gründung des Komitees zur Befreiung der Völker Russlands. Zusammenarbeit mit Stauffenberg Ab hatte er Kontakte mit Claus Schenk Graf von Stauf- fenberg. Er entging der gnaden- losen Vernichtung der Putschis- ten nach dem Scheitern der „Aktion Walküre“ a m .Juli . An diesem Tag war Her- warth in Kitzbühel. D as und eine kluge Entscheidung sei- ner Frau dür en ihm das Le- ben gerettet haben. Herwarth schildert seine Zu- sammenarbeit mit Claus Graf von Stauffenberg ausführlich, stellt aber klar, dass er nicht dem engsten Kreis angehörte und ihm keine konkrete Auf- gabe zugewiesen war. Herwarth wechselte im Sommer in die Organisationsabtei- lung des Oberkommandos des Heeres, wo er Stauffenberg be- gegnete. Gespräche zeigten ein gemeinsames Anliegen, nämlich Hitlers Ostpolitik entgegenzu- wirken. Von einem wirklich organisierten Widerstand ge- gen das System war noch nicht die Rede. Aus Besprechungen mit Offizie- ren an der Ostfront hatte Her- warth Kenntnis vom national- sozialistischen Massenmord an den europäischen Juden, die er im Mai an Stauffenberg wei- tergab. Dieser informierte ihn über s eine Pläne, H itler zu tö- ten und den Krieg zu beenden. Mitte Dezember wurde Herwarth zu einer Konferenz einberufen und sprach dort. Am Ende dankte Stauffenberg für die A usführungen zur V or- gangsweise im Osten, mit der er voll übereinstimmte. S ie ver- einbarten eine Fortsetzung ih- rer Gespräche zwischen Weih- nachten und Neujahr. Herwarth feierte in Kitzbü- hel mit der Familie Weihnach- ten und die Taufe der Tochter. Nach dem Blitzbesuch war er am . Dezember wieder bei Stauffenberg. Wir analysierten wieder ein- mal die Lage und überlegten uns, welche Schritte unternom- men werden müssten, u m dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Wir wussten, dass dieses Treffen ein Abschied war und das Ende der gemeinsamen Anstrengun- gen für d ie Freiwilligen aus den unterdrückten V ölkern d er So- wjetunion bedeutete. Ich eilte nach Kitzbühel zu- rück u nd kam noch rechtzeitig, um Neujahr zu feiern. Kaum war ich wieder in Kitzbühel, übermittelte mir Stauffenberg schon den Befehl, so schnell als möglich zur H eeresgruppe A in den Kaukasus zurückzukehren. Ich war fest entschlossen, die Interessantes zu Kitzbühel i n der Biographie des Diplomaten Hans Heinrich von Herwarth Geheimnisverrat und Widerstand Elisabeth Herwarth, geborene Freiin von Redwitz, und Hans Heinrich von Herwarth.
< Page 35 | Page 37 >
< Page 35 | Page 37 >