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Kitzbüheler Heimatblätter Heimatblätter Nr. 8/2024 verbleibenden zwei Tage im Kreis der Familie zu verbringen, zumal ich ahnte, was uns in den kom- menden Monaten bevorstand. Herwarth hielt sich im Jahr in Berchtesgaden in Bereitscha . Im Juli kehrte Herwarth von ei- ner Besprechung in Italien und einer angesichts der Lu über- legenheit der Amerikaner sehr beeinträchtigten und s ehr lan- gen Fahrt nach Berchtesgaden zurück und m achte Station bei der Familie in Kitzbühel. Einsatz in Kitzbühel „verschlafen“ Ich traf am späten N achmittag des . Juli ein. Von der langen, gefahrvollen Reise voller Zwi- schenfälle erschöp , legte ich mich sofort schlafen. Kurze Zeit danach klingelte das Telefon. Meine Frau ging an den Appa- rat. General Stieff wollte mich sprechen, um mich sofort nach Salzburg zu beordern. Angesichts meiner Erschöpfung konnte sich meine Frau nicht dazu entschlie- ßen, m ich aufzuwecken. Sie be- hauptete, ich sei noch nicht aus Italien zurückgekehrt u nd bat Stieff, am nächsten M orgen noch einmal anzurufen. Als Stieff sich am Morgen des . Juli wieder meldete, schlief ich noch immer und meine Frau verleugnete mich zum zweiten Mal. Im Lauf des Tages merkte ich, wie knapp ich dem Verhängnis entgangen war. Ohne es zu wissen, hatte Pussi mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Noch am Abend hörten wir im Rundfunk, dass Stauf- fenberg ein fehlgeschlagenes At- tentat auf Hitler unternommen hatte. Pussi wusste von meinen Kontakten mit Stauffenberg und erriet, dass ich in die Verschwö- rung verwickelt war. Herwarth hatte ungewöhnliches Glück. I m Büro in P otsdam ver- nichtete ein Mitarbeiter geis- tesgegenwärtig und m utig die Korrespondenz zwischen Stauf- fenberg und Herwarth, darun- ter anderem eine Notiz vom . Juli, Stauffenberg anzurufen. Die vor dem Volksgerichtshof vernommenen Freunde mach- ten nicht einmal unter der Fol- ter belastende Aussagen. Bis zum Zusammenbruch des NS- Sys- tems dauerte der schreckliche Krieg noch zehn Monate. Mil- lionen Menschen wurden getö- tet und Millionen aus der Hei- mat vertrieben. Familie wohnte am Vorderaschbachweg Die Biographie enthält auch ei- nige Angaben zu Kitzbühel. E li- sabeth, geb. Freiin von Redwitz, geboren , genannt „Pussi“, seit die Gattin, hatte den Diplomaten bei seinen Einsät- zen begleitet. Im November kam die Tochter Alexandra Christa Josefa in München zur Welt. Mutter und Tochter wohn- ten bis in Kitzbühel. A k- tenkundig sind Aufenthalte im Bereich Seereith – Schwarzsee- straße a, und in Vorderasch- bach bei Dr. Benedikt Lins, der im Jahr ein Grundstück aus dem landwirtscha lichen Anwesen Vorderaschbach ge- kau und ein Haus errichtet hatte, das noch im Familienbe- sitz ist. Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde das Haus be- schlagnahmt und die Wohnun- gen mussten geräumt werden. . Das Kriegsende erlebte Her- warth auf der Reiteralpe bei Lo- fer. Er fuhr zum Stab der ers- ten Panzerarmee in St. Johann in Tirol. Der Chef des Gene- ralstabes, Generalmajor Hau- ser, stellte für G eneral Köstring ordnungsgemäße Entlassungs- papiere aus. Herwarth schlug sich nach der Verabschiedung im Chiemgau über den Schmugglerweg nach Kössen und w eiter bis Kitzbühel durch. Am . Mai wurde er in Kitzbühel gemeldet. Stundenlang anstellen um Blutwurst oder Brot Mit wunden Füßen kam ich in Kitzbühel a n. Das Haus, in dem wir wohnten, war von Amerika- nern besetzt. Pussi hatte aber entgegen den Bestimmungen die Erlaubnis erhalten, in ei- nem Mansardenzimmer woh- Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Oberst i.G., Leiter der Organisationsabtei- lung II des Generalstabs des Heeres (1942), Schlüsselfigur und Hauptorganisa- tor des militärischen W iderstands. Die Familie Herwarth wohnte in der Kriegs- und Nachkriegszeit im Haus Dr. Lins in Vorderaschbach. Foto: Peter Brandstätter
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