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Aktuell 1. August 2024 7 Der Pfl egenotstand berei- tet auch dem Obmann des Pfl ege- und Altenwohn- heimverbandes St. Jo- hann, Hubert Almberger, Sorgen. Jetzt wird Pfl ege- personal von den Philippi- nen engagiert. St. Johann, Oberndorf | Das Schlag- wort „Pfl egenotstand“ macht auch vor dem Bezirk Kitzbühel nicht halt. Trotz der Gründung des „Medicubus“, der Gesund- heits- und Krankenpfl egeschule in St. Johann, die jährlich e tliche gut ausgebildete Pfl egekrä e in die Berufswelt entlässt, reicht es hinten und vorne nicht. Einer, der vom Personalnot- stand ein Lied singen kann, ist St. Johanns Vize-Bürgermeis- ter Hubert Almberger. Er ist Obmann des Pfl egeheimver- bandes St. Johann-Oberndorf. Zum Verband gehören d as Pfl e- geheim neben dem Bezirks- krankenhaus sowie das relativ neue Heim in Oberndorf. Das Altenwohnheim am Schwimm- badweg wird nur von der Ge- meinde St. Johann betrieben. Der Ansturm auf die Betreu- ungseinrichtungen ist auch in St. Johann groß. D erzeit ste- hen rund Menschen auf der Warteliste für e inen Platz im Pfl egeheim, davon sind Akutfälle. D ass am Ausbau der Betreuungseinheiten gearbeitet wird, zeigen die intensiven Pla- nungen für d as „Haus der Ge- nerationen“, in dem Einhei- ten für B etreutes Wohnen Platz fi nden sollen. Derzeit sind, so Hubert Alm- berger, im Pfl egeheim Men- schen, die liebevoll betreut wer- den. In Oberndorf verbringen Menschen ihren Lebensabend in der Einrichtung. Altenwohnheime, so wie es sie derzeit noch gibt, gehören bald der Vergangenheit an. Zu- kün ig wird es nur noch „Be- treutes Wohnen“ geben – die Menschen leben in eigenen Wohnungen, werden betreut, können g emeinsam die Mahl- zeiten einnehmen und leben so selbstständig w ie möglich. In den neueren Einrichtun- gen, etwa in Hopfgarten oder in Kössen, w ird das bereits so gehandhabt. Dass das „Betreute Wohnen“ die Zukun in der Altenpfl ege sein wird, bestätigt a uch Hu- bert Almberger. „Wir haben in St. Johann aufgrund des Per- sonalmangels inzwischen ei- nen Stock sperren müssen“, er- klärt d er Pfl egeheimobmann. Betten können nicht belegt werden, weil die Pfl eger fehlen. Eine schwierige Situation, weil es o wirklich schwere Fälle sind, die unbedingt einen Pfl e- geplatz benötigen w ürden und die Angehörigen a n ihre Gren- zen stoßen. „Die Mitarbeiter unseres Sozialsprengels leis- ten tolle Arbeit, aber sie kön- nen natürlich n icht alles abfe- dern“, stellt Almberger klar, der aber auch froh ist, dass inzwi- schen Pfl egepersonal aus dem Osten in Tirol im Einsatz ist. In den Einrichtungen in St. Johann und Oberndorf sind über Menschen beschä igt. Zwei Drittel davon sind Teilzeit- krä e. Früher s ei das noch an- ders gewesen, ist für A lmberger nicht unbedingt der Verdienst – o werde der Pfl egemangel ja mit niedrigen Gehältern b e- gründet – die Ursache. Die Co- ronapandemie habe etwa tiefe Spuren hinterlassen, weiß e r. Natürlich m üsse die B ezahlung passen, aber es gelte auch, den Pfl egekrä en die richtige Wert- schätzung e ntgegenzubringen. Er habe überdies die Erfahrung gemacht, dass viele der Absol- venten von Pfl egeschulen lie- ber in die Spitäler g ehen. Leasingpersonal kostet doppelt so viel Inzwischen hat der Pfl egeheim- verband Leasingpersonal en- gagiert, anders würde es nicht gehen. „Dazu muss man aber auch sagen, dass uns diese Pfl e- gekrä e das Doppelte kosten“, betont Almberger. „Wir haben uns jetzt entschlossen, dass wir über die Rot-Weiß-Rot-Card Mitarbeiter aus Drittländern nach St. Johann holen“, infor- miert Almberger. Es gebe Ein- richtungen, die bereits Erfah- rung damit haben, auch in Tirol. „Wir starten jetzt mit vier Mit- arbeitern von den Philippinen, die bereits dabei sind, Deutsch zu lernen und selbstverständlich voll ausgebildete Pfl egekrä e sind. Der Prozess, damit ihre Diplome auch in Österreich a n- erkannt werden, läu bereits“, klärt d er Obmann auf. Sie sol- len im Frühjahr ihre Ar- beit aufnehmen. Ein erstes Ken- nenlernen wird es im Rahmen von Videokonferenzen geben. Sorgen bereitet Almberger jedoch die Wohnsituation, da die Kosten in der Region hoch seien. Almberger ist daher der- zeit bereits auf der Suche nach einer adäquaten W ohnung bzw. einem Haus, wo die vier asia- tischen Krä e als Gruppe zu- sammenwohnen können. „Diese Gemeinsamkeit wäre s chon sehr wichtig“, betont er. Die vier Pfl e- ger verdienen selbstverständ- lich gleich viel wie heimisches Personal, betont er. Funktio- niert das Modell, kann er sich vorstellen, weitere ausländische Pfl egekrä e nach St.Johann zu holen. M. Klausner 17 Betten im St. Johanner Pfl egeheim sind aufgrund Personalmangels derzeit nicht belegbar Philippiner verstärken Pfl egerteam Im St. Johanner Pfl egeheim werden derzeit 51 Personen betreut. Weitere 17 Menschen hätten eigentlich P latz, allerdings fehlt das notwendige Personal. Fotos: Klausner/KA-Archiv „Derzeit stehen 125 Personen auf der Warteliste für einen Platz im Pfl egeheim.“ Hubert Almberger
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