Kitzbüheler Anzeiger

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12 Ausgabe 44 Wirtschaft Roland Hebbel, Geschäfts- führer b ei Steinbacher Dämmstoffe, spricht im Interview über die aktuelle Konjunktur und den In- dustriestandort sowie die Chancen, die Kreislaufwirt- schaft mit sich bringt. Erpfendorf | Wie wirkt sich die aktuelle Talsohle bei Bau und Industrie auf Steinbacher Dämmstoffe a us? In der Gruppe sind wir im abgeschlossenen Geschäftsjahr vom Umsatz her von 128 Milli- onen auf 97 Millionen Euro zu- rückgegangen. D as ist in dieser Dimension nichts, was man ein- fach so akzeptieren kann. Da muss man schon sehr schnell reagieren. Ich glaube, wir ha- ben das relativ gut getan, weil wir vorausschauend agieren und schon letzten Winter das umgesetzt haben, was jetzt viele tun. Wir haben keine Mitarbei- ter abgebaut, aber die Stunden- zahl reduziert. Das war für die Mitarbeiter sicher eine Verän- derung, es haben aber alle an einem Strang gezogen. Wie sieht es in diesem Win- ter aus? Da arbeiten wir gerade eine andere Variante aus: Wir sind ein Saisonbetrieb, viele unse- rer Mitarbeiter sind im Win- ter als Skilehrer oder auf der Hütte t ätig. I nsgesamt versu- chen wir, uns flexibel an die Rahmenbedingungen anzu- passen. Ich sehe das so: Wir stehen auf einer Startlinie. Ich erwarte mir von diesem Unter- nehmen, dass es aufgewärmt ist, und wenn es losgeht, dann heißt e s startklar sein. Generell ist die Stimmung in der Tiroler Industrie aktu- ell schlecht, es ist gar die Rede von einer drohenden De-In- dustrialisierung. Wie beur- teilen Sie den Standort Tirol bzw. Österreich? Unser Land hat sich in den letzten Jahren selbst in eine schlechte Marktposition ge- bracht. Selbst bei uns im Un- ternehmen ist es jetzt so: Wett- bewerbsmäßig waren wir von den Lohnstückkosten immer niedriger als Deutschland. Jetzt sind wir aber weit über 2 0 Pro- zent drüber. Wir verfallen jetzt nicht in eine Depression. Allerdings müssen w ir die Flughöhe w ie- der steigern, weil wir schon kurz über d er Grasnarbe sind. Was man schon sagen muss: Es ist nicht einfach, Unternehmer zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen h ier wieder eine Wertschätzung h i- neinbringen. Es geht nur mit- einander. Und: Leistung muss sich wieder lohnen. Wann wird die Talsohle Ih- rer Meinung nach durchschrit- ten sein? Derzeit ist in der gesamten Bauindustrie die Verunsiche- rung da – momentan gehen die Bauvolumen definitiv nach unten. Hinzu kommt: Norma- lerweise beträgt d as Verhält- nis von Neubau zu Sanierung 50:50. In den vergangenen Jah- ren, als Geld nichts gekostet hat, ging der Neubau-Anteil auf zwei Drittel hinauf. Damit ist der Sanierungsmarkt nach unten gegangen. Nun ging der Neubau zurück, s omit müsste die Sanierung wieder aufholen. Das ist allerdings nicht passiert. Wir müssen das Vertrauen wieder herstellen, damit sich dieser Markt wieder erholt. Ich glaube, dass mit Mitte nächs- ten Jahres die Sanierungsthe- matik von niedrigem Niveau leicht steigen wird, der Neubau erst 2026. Natürlich hängt s ehr viel davon ab, was in Deutsch- land passiert. Welche Marktchancen erge- ben sich für S teinbacher durch das Thema Nachhaltigkeit? Energie-Effizienz und Kli- maschutz sind das Gebot der Stunde. Das Ziel der Europäi- schen Union ist es, klimaneu- tral zu sein. Ohne unsere Pro- dukte geht es nicht. Da ist es egal, ob es um Neubau oder Sanierung geht. Da haben wir jetzt eine Riesenchance. Da die Durschnittstempe- raturen ansteigen – wie be- wusst ist es den Kunden am Markt, dass Dämmung nicht nur Wärme, s ondern auch Kühle im R aum halten kann? In den alpinen Ländern w urde durch den Winter früh e rkannt, was Dämmung f ür V orteile bringt. Der Sommer ist noch nicht so in den Köpfen drinnen. Dazu muss man sagen: Ein Grad Temperaturreduktion kos- tet dreimal so viel Energie wie ein Grad mehr Wärme. I n einer Phase, wo Energie fast nichts ge- kostet hat, war das sekundär. D as Bewusstsein bzw. der Lerneffekt kommt jetzt vor allem durch die höheren Energiekosten. Steinbacher ist federführen- der Partner beim Kreislauf- wirtschaftsprojekt EPSolutely. Ein Modell für die Z ukunft? Der Pilotversuch (Infos s. Kas- ten) ist eine gelebte Philosophie. Das ist ein Leuchtturmprojekt, das wir in Österreich angesto- ßen h aben, das auch in den an- grenzenden Ländern vorgestellt werden wird. Roland Hebbel, Geschäftsführer bei Steinbacher Dämmstoffe i n Erpfendorf, über d ie aktuellen „Wir glauben an den Standort und Rund 260 Mitarbeiter sind im Stammwerk in Erpfendorf für Steinbacher tätig. Gruppenweit – mit den weiteren Standor- ten in Deutschland und Polen – sind es 420. Foto: Bildmaterial „Klimaschutz ist das Gebot der Stunde. Ohne un- sere Produkte geht es nicht.“
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