
Psychosoziale Berater zertifiziert
Vor Kurzem wurden die ersten 18 Tiroler als „staatlich geprüfte Psychosoziale Berater“ zertifiziert – darunter Manuela Nindl aus Kössen und Petra Eder-Kühr aus Kitzbühel.
„In einer immer komplexeren Welt, die sich auch auf die Psyche auswirkt, braucht es berufspraktisch und kompetente Berater, die Menschen in schwierigen Situationen wie Lotsen durch diese Zeit begleiten“, erklärt Bernhard Moritz, Fachgruppenobmann der Personenberater und Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Tirol.
Ein Qualitätssprung für das Berufsbild
Psychosoziale Beratung unterscheidet sich grundlegend von Psychotherapie und klinischer Psychologie: Während man bei der Psychotherapie und klinische Psychologie von der Behandlung von „Leidenskrisen“ sprechen kann, ist die psychosoziale Beratung eine beratende Begleitung von und durch Lebenskrisen. Voraussetzung für klinische-psychologische Behandlungen und Psychotherapie sind krankheitswertige Störungen, da die Sozialversicherung nur eine Krankenbehandlung finanziert. „Doch nicht jeder Mensch, der eine Lebenskrise durchlebt, leidet unter eine krankheitswertigen Störung. Die psychosoziale Beratung sieht sich als präventive, Resilienz-stärkendes Beratungs- und Begleitungsangebot, die Menschen dabei unterstützt, ihre persönlichen und sozialen Herausforderungen zu bewältigen“, erläutert Bernhard Moritz.
Vor dem Hintergrund rasant steigender Gesundheitskosten im psychischen Bereich, stellt die „psychosoziale Beratung“ eine wichtige und notwendige Säule im psychischen Gesundheitswesen dar. „Unsere psychosozialen Berater in Tirol entlasten durch ihre präventiv-Resilienz-basiertes Beratungs- und Begleitungsangebot das Tiroler Gesundheitswesen mit jährlich zwischen 5,5 Mio und 6 Mio Euro“, ergänzt Bernhard Moritz.
Seit Ende 2022 gilt dafür eine neue Ausbildungsverordnung, die dem Level VI des Nationalen Qualifikationsrahmens und damit dem universitären Bachelor-Niveau entspricht. Zudem wurde die staatliche Befähigungsprüfung zum „staatlich geprüften psychosozialen Berater“ etabliert, die sowohl die berufspraktische als auch die fachwissenschaftliche Kompetenz der Absolventen bescheinigt.
Bernhard Moritz dazu: „Staatlich geprüfte psychosoziale Berater haben nachgewiesen, dass sie neben einer breiten berufspraktischen auch eine fundierte fachwissenschaftliche Kompetenz besitzen. Deshalb schafft die staatliche Befähigungsprüfung sowohl für unsere Mitglieder als auch für deren Klienten einen verlässlichen Qualitätsausweis.“
Studium ab 2026
Neben der berufspraktischen Ausbildung eröffnet sich für psychosoziale Berater nun auch eine akademische Perspektive: Ab 2026 wird es in Tirol erstmals möglich sein, ein Studium der psychosozialen Beratung zu absolvieren – in Kooperation mit der Universität Graz („Uni for Life“) und dem Katholischen Bildungswerk. Der Vorteil besteht darin, dass man mit einem Bachelor-Professional mit dem Gewerbeschein bereits arbeiten darf und sich somit auch die weiteren Module des Psychotherapiestudiums finanzieren kann. „Auch für unsere bestehenden Mitglieder gibt es die Möglichkeit, einen Bachelorabschluss zu absolvieren. Als Standesvertretung ist es uns wichtig, dass dieses Berufsbild sowohl für Praktiker als auch für Akademiker attraktiv bleibt und dementsprechend sowohl ein Weg über die höhere berufspraktische Bildung, als auch ein universitärer Weg in Tirol möglich ist.“ Wer sich für die Ausbildung zum staatlich geprüften psychosozialen Berater beziehungsweise für ein Upgrade aus einem ein facheinschlägigen Grundstudium (Universität, Fachhochschulabschluss) interessiert, der findet unter https://www.lebensberater.at/ebook-zugangsverordnung alle Informationen.