
Stadt‘l trifft auf Metaverse
Neue Online-Angebote verschränken sich immer mehr mit der realen Welt: Warum das eine gute Nachricht für Kitzbühel ist, zeigte der jüngste Partner-
abend der Digitalstadt unter dem Motto „Berg & Bytes“ auf.
Kristina Kampfer, Professorin für Unternehmensführung an der FH Kufstein, erklärte, wie sich die Kundenreise – die Customer Journey– durch digitale Angebote ändert.
Dass Kitzbühel eine Digitalstadt hat, ist in diesem Zusammenhang ein entscheidender Vorteil. Der virtuelle Zwilling des echten Kitzbühel kann Spielwiese für viele verschränkte Angebote an den Gast sein, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Was freilich nicht heißt, dass sich der nächste Kitzbühel-Urlaub ausschließlich online abspielt, während man in Wirklichkeit zu Hause auf dem Sofa sitzt – im Gegenteil. Das ganzheitliche Ansprechen aller Sinne macht eine Destination erst zu einem richtigen Renner.
„80 Prozent der Kunden sagen, das Erlebnis mit einem Produkt ist genauso wichtig wie das Produkt selbst“, so Kampfer. Erlebnisse spielen sich dabei in mehreren Dimensionen ab – je mehr Sinne ich anspreche, desto eher bleibe ich im Gedächtnis.
Der erste Kontakt erfolgt digital
Bis es aber soweit ist, dass ich meinen Gast in der Gamsstadt habe, braucht es den ersten Kontakt. Rund ein Viertel der Kunden sucht sich die Inspiration für ein Reiseziel auf digitalen Kanälen. Ganze 67 Prozent buchen ihre Reise in die Alpen online. Stolze 36 Prozent würden eher in eine ungeplante Destination reisen, wenn sie vorab schon einen virtuellen Einblick erhalten. „Die perfekte Customer Experience ist eine Kombination aus Erleben und Technologie“, fasst Kampfer zusammen. Dieses Zusammenspiel von analogen und digitalen Bausteinen begleitet den Kunden idealerweise nicht nur bei der Entscheidung für ein Reiseziel, sondern auch vor Ort und darüber hinaus. In diesem Kontext ergibt 1 +1 tatsächlich 7 – die Wirkung von multisensorischen Erlebnissen verstärkt den Eindruck um das bis zu Siebenfache.
„Kitzbühel kann mit allem, was bereits vorhanden ist, eine gute Vorreiterrolle einnehmen“, bescheinigt Kampfer. In der Digitalstadt ließen sich z.B. virtuelle Hotelbesichtigungen einrichten. Vorstellbar wäre auch ein digitales Hahnenkammrennen, bei dem der Gast mit seinem Avatar die Streif herunterdüsen kann. Eine Zeitreise ins historische Kitzbühel wäre eine weitere Möglichkeit – Ideen gibt es viele. Das alles ist weder Spielerei noch Selbstzweck: Eine erfolgreiche Customer Experience wird mit 90 Prozent Rückkehrwahrscheinlichkeit belohnt. Gleichzeitig steigen Umsätze und die Bereitschaft, mehr vor Ort auszugeben, wenn das Erlebnis passt.
Digitalstadt mit neuen Meilensteinen
Thorsten Peisl, Initiator der Digitalstadt Kitzbühel, präsentierte im Anschluss nicht nur, was im virtuellen Zwilling möglich wäre, sondern auch was schon erreicht worden ist. So zählte man bislang über 28.000 Besucher, 26 Partner sind bereits an Bord und elf digitale bzw. hybride Veranstaltungen wurden abgehalten. Die virtuelle Gamsstadt ist mittlerweile unter www.kitzbuehel.digital abrufbar. War sie früher noch in abgetrennte Viertel unterteilt, präsentiert sich die Digitalstadt demnächst dank technischer Fortschritte in einem Guss. Auch heuer ist wieder eine Osteraktion geplant: Im virtuellen Raum werden Ostereier gesucht, wer genügend Punkte gesammelt hat, dem winken echte Preise in realen Kitzbüheler Geschäften, die vor Ort abgeholt werden müssen. Somit gelingt der Brückenschlag zwischen echtem Stadt‘l und Metaverse. Kurz vor dem Partnerabend fand darüber hinaus die Gründungsversammlung des neuen Vereins „Digitalisierungsinitiativen im Bezirk Kitzbühel“ statt. Diese Vereinigung hat es sich zum Ziel gesetzt, digitale Projekte in der Region, die von einem Einzelkämpfer nicht umsetzbar sind, gemeinsam voranzubringen.
Elisabeth Galehr