Schüler des BORG St. Johann schauen ins Archiv des Kitzbüheler Anzeigers

Wenn Wirtshäuser verstummen
Heute ist man sich der bedeutenden Rolle von Wirtshäusern gar nicht mehr bewusst, wobei sie früher sehr wichtig für die Gesellschaft waren. Sie waren viel mehr als ein Restaurant oder ein Hotel: Geschäfte wurden gemacht, Freundschaften geschlossen.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Wirtshof in Erpfendorf, welcher vor Jahrzehnten noch ein wichtiger Treffpunkt war. Heute sehen wir nur noch ein heruntergekommenes Gebäude neben der Hauptstraße. Kaum zu glauben: Dieses Gebäude wurde 1400 gebaut, fungierte jedoch erst ca. 1740 als Gaststätte. Rund hundert Jahre später kam er in den Besitz der Familie Waltl.
Auch während des zweiten Weltkrieges spielte der Wirtshof eine entscheidende Rolle, da viele von Bombenanschlägen betroffene Familien dort Schutz fanden. Was viele nicht wussten: Direkt neben dem Wirtshof befand sich ein militärischer Fluglandeplatz. Der Gasthof war wichtig für durchreisende Soldaten und Familien, die ihre Söhne in dem nahen Arbeitsdienstlager besuchten.
Zu dem Wirtshof gehörte einst eine Kapelle. Diese wurde aber 1952 während des Straßenbaues abgerissen. Interessant zu wissen: Das dadurch gewonnene Geld wurde für den Kirchenbau in Erpfendorf verwendet. Georg Waltl, zweifacher Bürgermeister, war der letzte Besitzer, der den Wirtshof betrieb.
Als 1964 seine Frau verstarb, gab er sein Lebenswerk auf. Faktoren wie die stark befahrene Straße neben dem Wirtshof machten eine Neueröffnung nicht möglich.
Natürlich verbirgt der Wirtshof noch viele Geschichten, die wir nie erfahren werden. Es liegt an uns, unsere Traditionsgasthäuser aufzusuchen und sie damit zu unterstützen

Sarah (links) und Elisa. Foto: Chiriac