Kitzbüheler Anzeiger
17.12.2023
News  
 

Bäuerinnen vernetzen und stärken

Vor Kurzem übernahm Bettina Aufhammer-Straif aus Kössen die Funktion der Bezirksbäuerin. Die 43-Jährige will das Bild der Bäuerin stärken. Das Thema Regionalität ist ihr besonders wichtig.

Kössen | Sie sitzt ebenso gerne am Traktor, wie sie in der Küche steht – erst vor Kurzem hat die „Endloferbäuerin“ Bettina Aufhammer-Straif das Zepter als Bezirksbäuerin übernommen und freut sich auf die neue Herausforderung. Den Spagat zwischen Moderne und Tradition schafft die Kössenerin auch dank ihrer engagierten Familie, wie sie selbst sagt.

Seit drei Jahren ist sie als Ortsbäuerin in Kössen aktiv. „Als ich jetzt gefragt wurde, ob ich die Funktion der Bezirksbäuerin übernehmen will, habe ich zuerst Nein gesagt“, schildert die 43-Jährige. Allerdings nicht weil sie sich das nicht vorstellen kann, sondern weil sie im Herbst mit einem Studium begonnen hat.

Das Bild der Bäuerin hat viele Facetten
Das Thema Fortbildung ist nur eines jener Themen, die ihr wichtig sind. Für Aufhammer-Straif gilt die Devise „Wir alle sind Bäuerin.“ Das Bild der Bäuerin habe so viele Gesichter, sei so vielfältig, betont die Kössenerin. Die eine sei Funktionärin, die andere habe eine Vermietung, eine andere arbeite bei der Bank. Es spiele keine Rolle, ob möglicherweise der Mann die Hauptarbeit mache und die Frau woanders arbeite. Eine jede trage auf ihre Weise zum Erfolg des Hofes bei. „Mir ist es ein Anliegen, die Rolle der Bäuerin zu stärken und uns untereinander besser zu vernetzen“, betont Aufhammer-Straif. Sie ist derzeit dabei, ihr Programm zu erarbeiten.

Nicht nur die Arbeit für die Bäuerinnen ist ihr wichtig. Aufhammer-Straif scheut sich auch nicht, über agrarpolitische Themen zu sprechen. „Ich bin überzeugt, dass wir bei uns nur mit Spezialisierung und nicht durch Massentierhaltung überleben können. Mit der europäischen Agrarpolitik können wir nicht mithalten“, erklärt die Bäuerin.

Sie glaube, dass die Produkte einen höheren Preis haben müssten, damit man von den Einnahmen aus der Landwirtschaft Investitionen tätigen könne. „Wenn ich in der Politik etwas ändern könnte, würde ich eine Lebensmittelkennzeichung in Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomie fordern und verpflichtend vorschreiben. Außerdem würde ich die Handelseigenmarken vor allem die Preiseinstiegsprodukte bzw. Marken, die meiner Meinung nach den Preis vor allem in der Milchwirtschaft zerstören, verbieten“, sagt die Bäuerin. Jede Handelskette müsse den Herstellerpreis bezahlen der von den Produzenten eingefordert wird. „Bei Spezialeigenmarken vor allem Bio Marken trifft dies nicht zu, da können oft gute Preise erzielt werden“, weiß Aufhammer-Sraif. Dann hätten die Landwirte den Preis den sie bräuchten, um Investitionen durchführen zu können.

AMA-Gütesiegel ist gutes Instrument
Das AMA-Gütesiegel ist für sie ein gutes Instrument, um schneller erkennen zu können, dass ein Produkt aus Österreich kommt. Sie hofft, dass ein Umdenken einsetzt und die Konsumenten vermehrt zu regionalen Produkten greifen. Und nimmt da auch die eigene Branche in die Pflicht. Beim Einkauf im Supermarkt sollten auch die Bauern auf die Herkunft schauen. „Wenn ich bei einer Tirol-Milch-Bäuerin in den Kühlschrank schaue, muss es da gerade so blau leuchten.“ Denn jeder Griff ins Regal sei auch ein Produktionsauftrag, betont sie. Margret Klausner

Bild: Die neue Bezirksbäuerin Bettina Aufhammer-Straif liebt alle Facetten ihres
Berufes – Regionalität ist ihr besonders wichtig. Foto: Sigfried Weingartner

Lebenslauf
Bäuerin aus Leidenschaft
Kössen | Die 43-jährige Bettina Aufhammer-Straif wuchs am Endloferhof in Kössen auf. Nach dem Besuch der HBLA in Kufstein arbeitete sie vorerst im touristischen Bereich. Nebenher absolvierte sie die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter, mit 23 Jahren folgte die Ausbildung zur Seminarbäuerin. Bereits mit 27 Jahren legte Aufhammer-Straif die Meisterprüfung ab. Sie arbeitete u.a. in der Landwirtschaftskammer als Beraterin. Inzwischen ist sie auch Käsesommeliere bei der Tirol Milch und hat im Herbst auf der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien ein Studium begonnen.

Vor acht Jahren übernahm sie den elterlichen Hof sowie die dazugehörige Astenalm. Der Hof in Kössen wird als Mutterkuhbetrieb geführt.

Am Hof beim „Endlofer“ leben Bettina Aufhammer-Straif mit ihrem Mann Robert und den drei Kindern Sebastian, Johanna und Veronika gemeinsam mit ihren Eltern Maria und Sebastian.

 
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