Die Eisschwimmer vom Schwarzsee
Immer mehr Menschen wagen auch im Winter den Sprung ins kühle Nass. Eisbaden liegt im Trend, doch eigentlich ist die Methode bereits mehrere Jahrhunderte alt und in Nordeuropa eine gängige Tradition.
Kitzbühel | Vielleicht haben Sie auch schon den ein oder anderen Eisschwimmer beobachtet und sich die Frage gestellt: Wer taucht freiwillig um diese Jahreszeit in eiskaltes Wasser ein? Am Kitzbüheler Schwarzsee sind bereits kurz nach Sonnenaufgang die ersten Wagemutigen anzutreffen. Noch warm eingepackt, ist zunächst körperliche Arbeit gefragt. Denn über Nacht friert das Wasserloch vom Vortag wieder zu und muss erneut enteist werden.
Das Badevergnügen – wenn man es überhaupt so nennen kann – ist dann eher kurz. „Im Herbst halten wir es schon zehn Minuten aus, aber im Winter, wenn die Wassertemperaturen bei nur mehr zwei Grad liegen, sind zwei Minuten die Grenze. Länger drin zu bleiben wäre gefährlich“, erzählt Maria-Magdalena Überall, die zu dieser Jahreszeit fast jeden Morgen an den Schwarzsee kommt.
Eisbaden muss gut vorbereitet sein
Auch Tina Holzner genießt es, den Tag mit Eisbaden zu starten. „Natürlich ist es jedes Mal eine kleine Überwindung, aber nachher ist man so energiegeladen und fühlt sich einfach nur wohl“, schwärmt sie.
Doch wer nun denkt, er könne das in den nächsten Wochen einfach mal ausprobieren, riskiert damit seine Gesundheit. „Man muss sich schon langsam an die Temperaturen gewöhnen. Am besten fängt man im Herbst damit an, wenn das Wasser noch wärmer ist“, so Überall und Holzner ergänzt: „Man muss wirklich aufpassen und darf auf keinen Fall zu lange im Wasser bleiben. Gesundheitliche Probleme müssen vorher natürlich unbedingt abgeklärt werden.“
Körper durch kaltes Duschen abhärten
Auch die Atmung hat eine große Bedeutung beim Eisschwimmen und wie viel man sich im Wasser bewegt: „Am besten bleibt man ganz ruhig stehen und legt die Hände auf die Oberschenkel, die geben dann Wärme an den Körper ab. Beim Schwimmen kühlt man viel schneller aus, weil sich die Kälte durch die Blutzirkulati0n im ganzen Körper ausbreitet“, weiß Maria-Magdalena Überall.
Für Anfänger hat sie einen weiteren Tipp parat: „Bevor man mit dem Eisbaden startet, kann man den Körper mit kaltem Duschen an die niedrigen Wassertemperaturen gewöhnen. Das geht ganz einfach zu Hause und hat auch einen guten Effekt.“
Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären: Was bringt Eisbaden überhaupt?
Beschriebene positive Effekte vom Eisbaden
Inzwischen gibt es jede Menge Literatur zu diesem Thema und unzählige Befürworter. Die positiven Effekte reichen ihrer Meinung nach von einer Stärkung des Immunsystems bis hin zu einer größeren mentalen Widerstandsfähigkeit. Der Körper reagiere auf die extrem niedrigen Temperaturen, indem er wertvolle Stoffe wie Adrenalin, Endorphine sowie entzündungshemmende Kortikoide ausschütte, so die gängige Meinung. Weil der Körper schneller arbeiten muss, um sich warm zu halten, sollen Abfallstoffe schneller abtransportiert und Nährstoffe besser aufgenommen werden.
Wissenschaftlich überprüfbar ist das nicht. Auch, dass man mit Hilfe eines Eisbades schneller abnehmen kann, konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Der oft beschriebene Energiekick nach dem Eisbad scheint aber unbestritten, schließlich hat man gegen den inneren Schweinehund gesiegt und startet voller Stolz in den Tag.
Tee, eine Mütze und warme Kleidung
Tina und Maria-Magdalena belohnen sich meist noch vor Ort mit einem heißen Tee oder einer Tasse Kaffee und schlüpfen schnell in kuschelig warme Kleidung. „Das Wasser ist im Winter oft wärmer als die Lufttemperatur und man muss gut aufpassen, dass man sich nicht erkältet. Bei besonders frostigen Temperaturen kann es schon einmal vorkommen, dass das Wasser auf der Haut gefriert. Eine warme Mütze ist beim Eisbaden besonders wichtig, weil man über den Kopf am schnellsten auskühlt“, lautet Maria-Magdalena Überalls Tipp. sh
Bild: Maria-Magdalena Überall genießt das eisige Bad: Doch wer wie sie von den positiven Effekten profitieren möchte, muss sich langsam herantasten und sich auch mit den gesundheitlichen Risiken auseinandersetzen. Foto: Überall