Zahnambulanz auf der Zielgeraden
Rund um das geplante Kassen-Zahnambulatorium im ehemaligen Stadtspital sind seitens Kitzbühel die Würfel gefallen: In einer Sondersitzung segneten die Mandatare das Vorhaben ab – einstimmig, aber nicht ohne Zwischenrufe.
Kitzbühel | Die gute Nachricht für Kassenpatienten: Vier Zahn-ärzte, acht Assistenten und drei Zahntechniker sollen in Kitzbühels Gesundheitszentrum, dem ehemaligen Krankenhausgebäude der Stadt, in Zukunft an die 6.000 Patienten im Jahr behandeln, so sehen es die Pläne der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) vor. Angeboten werden soll ein breites Spektrum der Zahnmedizin, auch ein Stuhl für Mundhygiene sei vorgesehen, erläutert Erol Holawatsch, Leiter des Fachbereichs Gesundheitseinrichtungen in der ÖGK.
Wie bereits mehrfach berichtet, sind im Bezirk die Kassenpatienten zahnmedizinisch unterversorgt. Für die Tiroler Zahnärztekammer stellt die Region gar ein Sorgenkind dar – die Faktenlage ist ernüchternd, wie eine Anfrage bei der Kammer ergab. 20 Kassenstellen für Vertrags-Zahnärzte gibt es im Bezirk, davon waren im November lediglich neun besetzt, die restlichen elf Kassen-Stellen vakant. Im Gegensatz dazu haben sich jedoch 28 Wahl-Zahnärzte im Bezirk niedergelassen.
Nur ein Kassen-Zahnarzt in der Stadt Kitzbühel
Wenig erfreulich ist auch die Situation in der Stadt Kitzbühel: Von ehemals vier Kassen-Zahnärzten ist ein einziger übriggeblieben. Eine unzureichende Situation laut Paul Hougnon, dem Chef der Tiroler Zahnärztekammer, zumal auch der Notdienst an Wochenenden und Feiertagen unter dem Kassen-Zahnärzte-Schwund leidet.
Diese Versorgungslücke soll mit Schaffung eines Zahnambulatoriums der ÖGK künftig geschlossen werden. Platz dafür ist im ehemaligen Stadtkrankenhaus vorhanden: Hier gibt es Räumlichkeiten, die seit 13 Jahren leerstehen. Die Stadtgemeinde als Vermieterin kommt der ÖGK entgegen und räumt eine Mietzinsfreistellung über 30 Jahre ein. Damit trägt die Stadtgemeinde 1,3 Millionen Euro (netto) der rund drei Millionen Euro (brutto) veranschlagten Gesamtkosten.
Seit 13 Jahren stehen die Räume leer
Die restlichen Kosten für den dringend erforderlichen Aus- und Umbau trägt die ÖGK. Brandschutz, Fluchtwege etc. müssen dabei berücksichtigt werden, wie Stadtchef Klaus Winkler erläuterte. Für ihn ist die Einigung mit der ÖGK daher eine ideale Lösung. „Einerseits, weil die dringende Versorgungslücke geschlossen wird. Andererseits, weil uns diese leerstehenden Räume jedes Jahr Geld kosten – ob sie nun genutzt werden oder nicht.“
„Verhandlungsergebnis nicht nachvollziehbar“
Die Notwendigkeit eines Zahnambulatoriums in Kitzbühel ist für alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen unbestritten. In der Sondersitzung des Gemeinderates sparten die Unabhängigen Kitzbüheler, die dem Vorhaben zustimmten, aber trotzdem nicht mit massiver Kritik. Das Verhandlungsergebnis sei nicht nachvollziehbar und sogar „eine Schande“, sagte UK-Stadtrat Andreas Fuchs-Martschitz. Er beklagt die Mietzinsfreistellung über 30 Jahre – dies seien Mindereinnahmen für die Stadt – sowie die Festlegung der Betriebskosten. Es sei „nicht nachvollziehbar, warum die Gesundheitskasse, die über die Beitragszahler jährlich Millionen einnimmt, dabei unterstützt wird, damit sie das tut, was sie zu tun hat. In einem Zahnambulatorium die zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, so Fuchs-Martschitz.
Auf Grundlage des Kitzbüheler Grundsatzbeschlusses ergibt sich der weitere Fahrplan: Zunächst sind die ÖGK-Gremien am Zug, die Letztentscheidung obliegt dem Ministerium. Erst dann erfolgen Ausschreibung und konkrete Planung, so Holawatsch. „Wir hoffen, dass bis Ende 2024 alle erforderlichen Verwaltungsschritte auf dem Tisch liegen, damit wir schnellstmöglich in die Umsetzung gehen können.“ Wann soll das Zahnambulatorium den Betrieb aufnehmen? „Wir halten an Ende 2025 fest“, so Erol Holawatsch. A. Fusser
Bild: Das Gesundheitszentrum im ehemaligen Stadtkrankenhaus soll um ein Kassen-Zahnambulatorium erweitert werden. Seit zwei Jahren verhandelt die Stadtgemeinde mit der ÖGK, jetzt geht es ans Eingemachte. Foto: Fusser
Daten & Fakten
Zahnambulanz der ÖGK
Kitzbühel | Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) betreibt bundesweit 61 Zahngesundheitszentren, davon vier in Tirol – in Reutte, Schwaz, Wörgl und Innsbruck. Die dort tätigen Zahnärzte, Assistenten und Techniker sind Mitarbeiter der ÖGK. Schwierigkeiten in der Rekrutierung des medizinischen Fachpersonals und der Zahnärzte für das geplante Ambulatorium in Kitzbühel sieht Erol Holawatsch nicht. „Es gibt Zahnärzte, die einem Angestelltenverhältnis gegenüber der eigenen Ordination den Vorzug geben.“ ali